Reuters

Geiselnahme in Mali beendet - Mindestens 27 Tote

20.11.2015
um 20:01 Uhr

- von Tiemoko Diallo

Bamako (Reuters) - Bei einer Geiselnahme in einem Luxushotel in der ehemaligen französischen Kolonie Mali haben mutmaßliche Islamisten nach Angaben von UN-Soldaten mindestens 27 Menschen getötet.

Die Suche nach Opfern gehe aber noch weiter, sagte ein UN-Vertreter am Freitagabend. Sicherheitskreisen zufolge wurden zwei Angreifer getötet. Zeitweise hatten sie 170 Geiseln in ihrer Gewalt. Nach Angaben von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier konnten vier Deutsche aus dem bei Ausländern beliebten Hotel in der Hauptstadt Bamako entkommen. Zu dem Angriff genau eine Woche nach den Anschlägen von Paris bekannte sich die Gruppe Al-Mourabitoun, ein malischer Ableger des Extremisten-Netzwerks Al-Kaida. Sie habe ihn zusammen mit der Gruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb verübt, teilte sie zudem der mauretanischen Nachrichtenagentur Alakhbar zufolge mit.

Im Laufe des Tages war immer wieder heftiges Gewehrfeuer in dem siebenstöckigen Gebäude zu hören. Die Geiselnehmer - nach Angaben aus Sicherheitskreisen stürmten bis zu zehn Bewaffnete das Hotel - hatten sich offenbar im obersten Stockwerk verschanzt. Am Abend lieferten sie sich immer noch Schusswechsel mit malischen Spezialkräften. Vor Ort waren auch französische und amerikanische Spezialkräfte. Deutsche Soldaten, die sich im Rahmen eines Ausbildungseinsatzes in Mali aufhalten, waren nach Angaben der Bundeswehr nicht betroffen. Frankreich hatte 2013 einen Militäreinsatz gegen Islamisten in Nord-Mali angeführt.

MINISTER: ANGREIFEN RIEFEN "ALLAHU AKBAR"

Das staatliche Fernsehen zeigte Bilder von Männern in Tarnkleidung mit Sturmgewehren in der Lobby des Radisson Blu. Der malische Sicherheits-Minister Salif Traoré sagte, die Angreifer seien am Morgen in die Lobby eingedrungen, hätten um sich geschossen und "Allahu Akbar" (Gott ist groß) gerufen. Danach hätten sie das Hotel Zimmer für Zimmer durchkämmt. Unter den Toten war offiziellen Angaben zufolge auch ein Belgier.

Offenbar gelang etlichen Geiseln die Flucht. Dem malischen Rundfunk zufolge ließen die Angreifer einige Geiseln gehen, weil sie Verse aus dem Koran hätten zitieren können. Nach Angaben von US-Behörden konnten sich sechs Amerikaner retten. Zudem gelang zwölf Crew-Mitgliedern von Air France nach Angaben der Fluggesellschaft die Flucht. Im Haus waren auch Mitarbeiter von Turkish Airlines und eine Gruppe chinesischer Touristen.

Unter den Entkommenen war auch der in Mali populäre Sänger Sékouba 'Bambino' Diabate. Er sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon, er habe Schüsse an der Rezeption gehört und sich zunächst in seinem Zimmer unter dem Bett versteckt.

Die französische Armee ist derzeit noch mit Spezialkräften in dem Land vertreten. Weitere 50 Anti-Terror-Spezialisten wurden nach Angaben der französischen Polizei nach Mali geschickt. Dessen Präsident Ibrahim Boubacar Keita beendete einen Kurzbesuch im Tschad vorzeitig und kehrte nach Bamako zurück.

Islamistische Kämpfer hatten den Norden Malis Anfang 2012 erobert, wurden aber ein Jahr später von der französischen Armee zurückgedrängt. Eine UN-Blauhelmtruppe wurde aufgestellt. Seither kommt es immer wieder zu Zusammenstößen. Im August waren 17 Menschen bei einer Geiselnahme in einem von den Vereinten Nationen (UN) genutzten Hotel in Zentralmali getötet worden. Im März waren bei einem Anschlag auf ein bei Ausländern beliebtes Restaurant in Bamako fünf Menschen getötet worden. Auch zu diesen Attacken bekannte sich der Al-Kaida-Ableger Al-Mourabitoun. In der in Nordmali aktiven Islamisten-Gruppe haben sich Araber und Angehörige der Tuareg zusammengeschlossen.

DEUTSCHES ENGAGEMENT IN MALIS SOLL AUSGEBAUT WERDEN

Derzeit sind rund 200 Bundeswehr-Soldaten als Teil einer europäischen Ausbildungsmission und zehn weitere im Rahmen des UN-Stabilisierungseinsatzes Minusma in Mali. Die deutsche Beteiligung an dem Einsatz soll deutlich ausgeweitet werden. Das Kabinett will darüber im Dezember oder Januar entscheiden. "Wir sind bereit, unser Engagement zur Stabilisierung Malis und der Region auszuweiten und schauen gemeinsam mit unseren Partnern, wie und wo das am wirkungsvollsten geschehen kann", erklärte Außenminister Steinmeier. Der Schritt ist seit längerem geplant und keine Folge der Anschläge von Paris und des folgenden Hilfsersuchens Frankreichs.

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