Reuters

Anhaltende US-Geldschwemme gibt Börsen Auftrieb

08.04.2021
um 11:22 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf eine längerfristig ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank Fed lockt Anleger in die europäischen Aktienmärkte zurück.

Dax und EuroStoxx50 stiegen am Donnerstag um etwa 0,2 Prozent auf 15.191 und 3970 Punkte und lagen damit nur knapp unter ihren jüngsten Hochs. Der breit gefasste Stoxx600 markierte mit 436,66 Zählern eine neue Bestmarke. Dem Dollar setzte die anhaltende Fed-Geldflut dagegen zu. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel um bis zu 0,3 Prozent.

Die Fed habe in den am Mittwochabend veröffentlichten Protokollen ihrer jüngsten Beratungen klar gemacht, dass sie keine übereilten Entscheidungen treffen werde, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Anleger haben endgültig verstanden, dass es keinen vorzeitigen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik geben wird." Einige Börsianer warnten allerdings, dass die Diskussion um eine Verschärfung des Lockdowns in Europa und um die Sicherheit des Coronavirus-Impfstoffs von AstraZeneca die Kauflaune dämpfe.

KUPFER- UND GOLD-PREIS ZIEHEN AN - ROHÖL UNTER DRUCK

Auch am Rohstoffmarkt waren die Konjunkturoptimisten in der Überzahl. Sie setzten vor allem auf die geplanten zusätzlichen billionenschweren Infrastruktur-Investitionen in den USA. Dies verhalf Kupfer zu einem Kursplus von 0,8 Prozent auf 8988 Dollar je Tonne.

Gold war ebenfalls gefragt und verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 1743 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Das geplante US-Konjunkturprogramm schüre Inflationssorgen, sagte Anlagestratege Michael McCarthy vom Brokerhaus CMC. Investoren bezweifelten, dass die Fed die Zinsen wie von ihr signalisiert frühestens Anfang 2024 anheben werde. Sie könne bereits im Januar 2022 dazu gezwungen sein, damit die Teuerung nicht außer Kontrolle gerate.

Abwärts ging es dagegen mit dem Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 62,95 Dollar je Barrel (159 Liter). Der überraschende Anstieg der US-Benzinbestände nähre Zweifel an der erhofften Erholung der Nachfrage zur anstehenden Sommer-Reisesaison, sagten Börsianer.

ÜBERNAHMEFANTASIE UM KPN - GERRESHEIMER UNTER DRUCK

Bei den Aktienwerten rückte KPN ins Rampenlicht. Dem "Wall Street Journal" zufolge planen die Finanzinvestoren Stonepeak und EQT eine Offerte für die Telekomfirma von 3,56 Euro je Aktie oder insgesamt mehr als 15 Milliarden Euro. Da es zuvor ähnliche Berichte gegeben habe, steige die Wahrscheinlichkeit, dass ein solcher Deal bevorstehe, kommentierte Analyst Ulrich Rathe von der Investmentbank Jefferies. KPN habe aber starke Abwehr-Mechanismen gegen eine Übernahme. KPN-Aktien stiegen in Amsterdam um bis zu 2,5 Prozent auf 2,95 Euro.

Gerresheimer konnte mit Zuwächsen zum Jahresauftakt die Investoren nicht überzeugen. Die Aktien des Anbieters von Verpackungen für die Pharmaindustrie fielen um 2,5 Prozent, nachdem sie in den vorangegangenen Tagen überdurchschnittlich zugelegt hatten. Der Quartalsumsatz sei hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben, monierte Analyst Scott Bardo von der Berenberg Bank. Er gehe aber davon aus, dass sich das Wachstum im laufenden Quartal beschleunigen werde.