Reuters

Irland fordert Ende der Gewalt in Belfast

08.04.2021
um 12:47 Uhr

Belfast (Reuters) - Irlands Außenminister Simon Coveney fordert ein Ende der seit Tagen anhaltenden Gewalt im nordirischen Belfast.

"Dies muss aufhören, bevor jemand getötet oder schwer verletzt wird", sagte er am Donnerstag dem irischen Sender RTE und forderte gemeinsame Bemühungen um eine Entspannung der Situation. Die Gewalt zwischen pro-britischen und pro-irischen Gruppierungen sei äußerst besorgniserregend. "Das sind Szenen, wie wir sie in Nordirland seit langem nicht mehr gesehen haben", sagte Coveney in Anspielung auf die jahrzehntelangen erbitterten Kämpfe in der britischen Provinz Nordirland. "Es sind Szenen, von denen Viele dachten, sie seien Geschichte."

In der Nacht zu Donnerstag hatten Jugendliche aus pro-britischen Gebieten in Belfast einen Bus unter ihre Kontrolle gebracht und in Brand gesteckt. Sie griffen die Polizei mit Steinen an. Seit Ostern kommt es immer wieder nachts zu Auseinandersetzungen. Viele Anhänger der pro-britischen Unionisten sind zunehmend frustriert wegen der neuen Handelsbarrieren zwischen Nordirland und dem übrigen Vereinigten Königreich - ein Ergebnis des britischen Austritts aus der EU.

Der britische Premierminister Boris Johnson äußerte sich sehr besorgt über die Gewalt. Am Mittwoch eskalierte sie bei der Shankill Road im Westen Belfasts, in der Nähe der sogenannten Friedensmauer. Diese trennt die pro-britische protestantische Gemeinschaft von der pro-irischen katholischen in der Falls Road. Zahlreiche Jugendliche hatten sich auf beiden Seiten der Absperrung versammelt. Von beiden Seiten bewarfen sie einander mit Ziegelsteinen, Feuerwerkskörpern und Brandsätzen.

Die Mauern und Zäune zwischen den beiden Vierteln waren errichtet worden, um Zusammenstöße zwischen beiden Gruppen zu verhindern. Viele haben bereits die Sorge geäußert, dass im Zuge des Brexits in Nordirland wieder Unruhen aufflammen könnten, die durch das Karfreitagsabkommen von 1998 weitgehend gestoppt worden waren. Auch nach dem Abkommen blieben etliche Gebiete in Nordirland tief gespalten. Viele katholische Nationalisten fordern eine Vereinigung mit der Republik Irland, während protestantische Unionisten im Vereinigten Königreich bleiben wollen.

Derzeit gibt es einmal mehr Spannungen zwischen Unionisten und Nationalisten. So kritisiert die pro-britische Partei DUP, dass die Polizei nicht gegen die irisch-nationalistische Sinn Fein vorgeht, weil sie im vergangenen Jahr mit einer großen Trauerfeier gegen Corona-Auflagen verstoßen habe. Die Sinn Fein wirft der DUP von Regierungschefin Arlene Foster vor, die Spannungen durch ihre Ablehnung der Handelsvereinbarungen nach dem Brexit anzufachen. Die Regionalregierung in Nordirland sollte im Laufe des Tages zu einer Dringlichkeitssitzung wegen der nächtlichen Ausschreitungen zusammenkommen.