Reuters

Britische Wirtschaft wächst wieder - "Besser als erwartet"

13.04.2021
um 09:37 Uhr

London (Reuters) - Die britische Wirtschaft erholt sich von der Corona-Krise. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im Februar um 0,4 Prozent zum Vormonat, wie das Statistikamt am Dienstag in London mitteilte.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten zwar ein kräftigeres Plus von 0,6 Prozent erwartet. Allerdings brach die Wirtschaft im Januar auch weniger ein als bislang angenommen, nämlich nur um 2,2 statt der zunächst geschätzten 2,9 Prozent.

"Damit hält sich die britische Wirtschaft besser als vielfach erwartet, zumal der März ein weiteres Plus bringen dürfte", betonten die Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz in ihrer Analyse. Dazu trug die Industrie bei, die ihre Produktion im Februar um 1,3 Prozent steigerte. "Bemerkenswert ist auch, dass sich die britische Industrie – trotz der zusätzlichen Belastung durch den Brexit – keineswegs schlechter geschlagen hat als die kontinentaleuropäische", betonten die beiden Volkswirte. "So sind die britischen und deutschen Produktionstrends praktisch deckungsgleich."

Großbritannien ist 2020 aus der EU ausgetreten. Seit Anfang 2021 gilt vorläufig das erst an Weihnachten ausgehandelte Handels- und Kooperationsabkommen, das für Unternehmen zahlreiche Änderungen und oftmals einen höheren bürokratischen Aufwand mit sich bringt. Die Warenexporte in die EU zogen im Februar um 47 Prozent zum Vormonat an, die Importe von dort um sieben Prozent. Im Schnitt der Monate Januar/Februar zusammen seien die Exporte in die EU aber immer noch um rund ein Fünftel niedriger ausgefallen als im Monatsdurchschnitt 2020, so die Commerzbank-Ökonomen. "Die Schwäche der Exporte nach Europa, dem wichtigsten Markt für britische Exporteure, ist sicher ein Bremsklotz für die Wirtschaft im Vereinigten Königreich."

Allerdings dürfte das wettgemacht werden durch die stufenweise Lockerung der Corona-Beschränkungen. Möglich wird dies, weil Großbritannien beim Impfen deutlich schneller vorankommt als die meisten anderen Länder. Dadurch dürfte der private Konsum anziehen. Seit Montag gibt es nach drei Monaten Lockdown Lockerungen in England: Friseure, Läden und Pubs durften wieder öffnen. In Schottland sind diese Schritte erst ab 26. April geplant.

Die britische Wirtschaft war 2020 wegen der Corona-Krise um fast zehn Prozent eingebrochen - doppelt so stark wie die deutsche. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit einem Comeback: In diesem Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 5,3 Prozent gewachsen.