Reuters

Wissenschaftler beklagen zu wenig Digitalisierung in Schulen und Verwaltung

13.04.2021
um 12:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Wissenschaftler stellen vor allem Schulen und der öffentlichen Verwaltung auch nach mehr als einem Jahr Coronavirus-Krise ein schlechtes Zeugnis bei der Digitalisierung aus.

Der unabhängig agierende Wissenschaftliche Beirat des Wirtschaftsministeriums teilte am Dienstag mit, die Pandemie habe hier den Rückstand Deutschlands schonungslos offengelegt. "In der Pandemie haben diese Schwächen eine wirksame Antwort der Politik auf die Krise und die Begrenzung des ökonomischen Schadens massiv behindert", heißt es in einem Gutachten des Beirats.

Private Unternehmen hätten dagegen schneller und wirkungsvoller reagiert, sagte Klaus Schmidt, der Vorsitzende des Beirats, mit Blick auf Homeoffice und Videokonferenzen. Das werde nach der Krise nicht weggehen. Dafür sei die Pandemie zu lang und die Gewöhnung der Mitarbeiter in Unternehmen zu stark gewesen. Die öffentliche Verwaltung müsse dies dagegen erst noch beweisen, hier habe der Wandel noch immer nicht richtig angefangen. Der Beirat empfiehlt daher, auch in der Verwaltung Teamarbeit und modernere Kommunikationsmittel zu etablieren. Mit Gigabit-Gutscheinen könnten zudem kleine Unternehmen und Haushalte mit schulpflichtigen Kindern gefördert werden, um Zugang zu Breitbandanschlüssen zu bekommen.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, allein 2020 hätten Telekommunikationsunternehmen fast zehn Milliarden Euro in die Netzinfrastruktur investiert. "Im Konjunktur- und Zukunftspaket hat die Bundesregierung mit 16 Milliarden Euro einen Schwerpunkt auf die weitere Digitalisierung gelegt." Laut Beirat müssen Mittel vor allem in Schulen und Universitäten, Gerichte, die Verwaltung und den Gesundheitssektor fließen. Oft seien aber nicht fehlende Gelder das Problem, es gebe vielmehr ein Organisationsversagen - komplexe Abläufe, unklare Zuständigkeiten, fehlende Führung zum Beispiel. "Digitale Transformation muss mit einer Reform von Organisationen und Prozessen einhergehen."