Reuters

Nawalny soll in Gefängniskrankenhaus kommen - Mitstreiter bangen um Kreml-Kritiker

19.04.2021
um 11:52 Uhr

Moskau (Reuters) - Der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny soll nach offiziellen Angaben in ein Gefängniskrankenhaus verlegt werden.

Die Entscheidung teilte die russische Gefängnisbehörde am Montag mit. Zugleich erklärte sie, der Gesundheitszustand des 44-Jährigen sei zufriedenstellend. Er werde täglich von einem Arzt untersucht. Nach Angaben seiner Anhänger ist Nawalnys Zustand dagegen kritisch. Sie fürchten um das Leben des Oppositionellen, der sich nach ihren Angaben seit Ende März im Hungerstreik befindet. Der Außenbeauftragte der Europäischen Union, Josep Borrell, machte die russischen Behörden für Nawalnys Gesundheitslage verantwortlich. Die Situation sei sehr besorgniserregend. Russland müsse für eine Behandlung sorgen, forderte Borrel vor einer Videokonferenz der 27 EU-Außenminister.

"Wir wissen nicht, was mit ihm über das Wochenende passiert ist, weil die Anwälte ihn nicht besuchen dürfen", sagte die Nawalny-Mitstreiterin Ljubow Sobol einem Moskauer Radiosender. "Ich denke, es besteht keine Hoffnung, dass wir heute gute Nachrichten über seine Gesundheit erhalten. Ich denke, sein Zustand ist wirklich sehr kritisch, fast sehr ernst. Zwanzig Tage im Hungerstreik - das ist eine Menge." Nawalny wurde nach eigenen Angaben von den Behörden mit Zwangsernährung gedroht.

Nawalny ist einer der prominentesten Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Er hatte 2020 einen Giftanschlag in Russland überlebt und war in Deutschland ärztlich behandelt worden. Bei der Rückkehr in seine Heimat im Januar wurde er festgenommen und wegen angeblicher Verstöße gegen Bewährungsauflagen zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Ende März kündigte er in einen Hungerstreik an, weil sich die Behörden nach seiner Darstellung weigerten, ihn wegen akuter Rücken- und Beinschmerzen angemessen zu behandeln. Nach Angaben von Gefängnismitarbeitern wurde Nawalny eine ordentliche Behandlung angeboten, die dieser aber abgelehnt habe. Er habe stattdessen darauf bestanden, von einem externen Arzt seiner Wahl behandelt zu werden. Der Opposition nahestehende Ärzte erklärten am Samstag, Nawalny drohe Nierenversagen und in der Folge ein Herzstillstand.