Reuters

Merkel geht wegen Wirecard auf Distanz zu Guttenberg - Kontakt ist "erstorben"

23.04.2021
um 12:57 Uhr

Berlin (Reuters) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich von Ex-Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wegen dessen Lobbyismus für den Skandalkonzern Wirecard distanziert.

Auf die Frage, ob die CDU-Politikerin noch Kontakt zu ihm habe, sagte Merkel am Freitag im Bundestag: "Er ist momentan erstorben." Es gebe derzeit keine konkreten Pläne, noch einmal Kontakt mit ihm zu haben, auch wenn dies nicht ausgeschlossen sei.

Der frühere Shooting Star der CSU hat im Dienste von Wirecard die Regierung im September 2019 über den geplanten Markteintritt des Zahlungsabwicklers in China informiert und diese gebeten, die Pläne wohlwollend zu unterstützen - was Merkel dann wenige Tage später bei einer China-Reise auch tat. Mitte 2020 kollabierte Wirecard, weil sich Milliardenbeträge als Luftnummer entpuppten. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bilanzfälschung, Betrug, Marktmanipulation und Geldwäsche.

"Seitdem gab es keinen Kontakt", sagte Merkel mit Blick auf das Treffen im September 2019 mit zu Guttenberg im Kanzleramt. Sie fühle sich zwar nicht getäuscht, so weit würde sie nicht gehen. "Aber er war ganz interessensgeleitet da."

CSU-Politiker Hans Michelbach entschuldigte sich im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu dem Finanzskandal im Namen seiner Partei für das Verhalten von zu Guttenberg. "Es gibt Dinge, die tut man eigentlich nicht. Da fehlt mir jegliches Verständnis."

Wirecard AG

WKN 747206 ISIN DE0007472060