Reuters

Airbus fährt Produktion hoch - China und USA machen Mut

29.04.2021
um 11:52 Uhr

- von Tim Hepher und Alexander Hübner

Paris/München (Reuters) - Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus will die Produktion im zweiten Halbjahr trotz der andauernden Corona-Krise in Europa wie geplant hochfahren. In China und in den USA erhole sich der inländische Flugverkehr schon wieder, bei internationalen Flügen werde das länger dauern, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury am Donnerstag in Toulouse. Er kritisierte den Umgang mit der Pandemie in Europa ungewöhnlich scharf: "Die mangelnde Koordination der Maßnahmen vor allem in Europa führt dazu, dass es für das Reisen in Europa viel schlechter aussieht als in vergleichbaren Märkten." Das bremse die Erholung der Luftfahrt. "Das erste Quartal zeigt, dass die Krise für unsere Branche noch nicht vorbei ist", warnte Faury.

Trotzdem lief es bei Airbus zu Jahresbeginn besser als gedacht: Der französisch-deutsche Konzern kehrte mit einem Nettogewinn von 362 (2020: minus 481) Millionen Euro in die schwarzen Zahlen zurück. Airbus hängte damit den US-Rivalen Boeing ab, der weiter Verluste schreibt und mit neuerlichen Problemen seines Hoffnungsträgers 737 MAX kämpft - diesmal mit der Elektrik. Bei Airbus hat sich das operative Ergebnis (Ebit) dank Sparmaßnahmen auf 694 (281) Millionen Euro mehr als verdoppelt. Die Mitarbeiter-Zahl sank um rund 3500 auf 127.800. Der Umsatz lag mit 10,46 (10,63) Milliarden Euro nur zwei Prozent unter Vorjahr. Die Airbus-Aktien legten um 2,3 Prozent zu.

Eine positive Überraschung für Analysten war der operative Mittelzufluss (Free Cash-flow) von 1,2 Milliarden Euro. Einen positiven Cash-flow habe Airbus im ersten Quartal seit 2011 nicht mehr geschafft, sagte Finanzchef Dominik Asam. Airbus habe unter anderem die Lieferanten später bezahlt. In den vergangenen Jahren hatte Airbus stets erst zum Jahresende seinen negativen Cash-flow ausgeglichen. Anfang 2020 lag er - auch wegen einer Rekordstrafe für Korruption - bei minus 8,5 Milliarden Euro.

An den Prognosen für das Gesamtjahr hält Airbus fest. Der Cash-flow soll dann wenigstens ausgeglichen sein, das bereinigte Ebit zwei Milliarden Euro erreichen, das wäre etwas mehr als im Vorjahr (1,71 Milliarden). Die Zahl der Auslieferungen will Faury mit 566 mindestens stabil halten. Im ersten Quartal wurden 125 Flugzeuge an die Kunden übergeben, drei mehr als ein Jahr zuvor. Doch kämpfen viele Fluglinien in der Corona-Pandemie ums Überleben und versuchen, Maschinen zumindest später abzunehmen.

TRENDWENDE IM SOMMER?

Der Airbus-Chef bleibt aber dabei, dass die Produktion von Kurzstrecken-Maschinen der A320-Baureihe im dritten Quartal auf 43 von derzeit 40 pro Monat, im vierten Quartal dann auf 45 erhöht werden soll. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatte Airbus 60 Maschinen dieses Typs im Monat produziert. Einige Branchenexperten halten das für zu ehrgeizig, doch Faury macht sich mehr Sorgen um die Airbus-Zulieferer: In der Lieferkette gebe es einige "Herausforderungen", auch wenn der weltweite Chip-Mangel Airbus bisher nicht direkt betreffe. Von den Zulieferern hänge ab, ob das für 2022 und 2023 geplante "steile Hochfahren" der Produktion von Kurzstrecken-Maschinen gelingen werde.

Faury setzt auf eine Trendwende bei der Auftragslage schon im Sommer. Von Januar bis März bestellten die Kunden 39 Flugzeuge, 100 wurden aber zugleich storniert. Zum Vergleich: Ende März 2020 hatte Airbus unter dem Strich 290 Orders eingesammelt.

Boeing-Chef Dave Calhoun hatte sich viel vorsichtiger zu den Aussichten geäußert: Man werde die Produktion "so stabil wie möglich" hochfahren. Die Auslieferungen der erst seit November wieder zugelassenen Boeing 737 MAX hat er erst einmal wieder gestoppt. Die Luftfahrtbehörde FAA hat Nachbesserungen an der Elektrik gefordert, bevor die Maschinen wieder abheben dürfen.

Airbus SE

WKN 938914 ISIN NL0000235190

Boeing Co.

WKN 850471 ISIN US0970231058

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125