Reuters

TUI setzt nach Milliardenverlust auf Öffnung im Sommer

12.05.2021
um 09:02 Uhr

Frankfurt (Reuters) - TUI baut nach einem hohen Verlust in der Corona-Krise auf ein Ende der strengen Reisebeschränkungen in Europa im Sommer.

"Die Perspektiven im Frühsommer 2021 stimmen mich für den Tourismus und für die TUI optimistisch. Sie sind deutlich besser als im ersten Pandemiejahr 2020", sagte TUI-Chef Fritz Joussen am Mittwoch. "Wir stehen jetzt am Anfang des erwarteten Neustarts." Nach einer Umfrage wollten 70 Prozent der Europäer verreisen und hätten zum Teil schon gebucht. Auch bei TUI seien die Neubuchungen zuletzt stark gestiegen.

Der Buchungsbestand liege mit 2,6 Millionen 69 Prozent unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019 zum gleichen Zeitpunkt, was TUI als hohes Niveau bezeichnete. Die Durchschnittspreise seien 22 Prozent höher als im Sommer 2019 aufgrund eines hohen Anteils an Pauschalreisen. TUI bekräftigte, rund 75 Prozent des Sommerprogramms 2019 im Angebot zu haben.

Fortschritte im Kampf gegen die Pandemie könnten dazu führen, dass Reisebeschränkungen wie Quarantänepflichten in den kommenden Monaten gelockert werden. Die EU will bis zum Start der Feriensaison im Juni einen europäischen Impfpass einführen, mit dem Reisende ihre Impfung oder notwendige negative Covid-Tests nachweisen könnten. Sicheres Reisen sei in Zeiten der Viruspandemie mit Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen möglich, erklärte TUI. Bei 2,7 Millionen Gästen seit Sommer 2020 seien nur 494 Covid-Fälle registriert worden, was einer Sieben-Tage-Inzidenz von weniger als eins entspreche.

Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres machte der schwer von den Reisebeschränkungen in der Pandemie getroffene Konzern einen bereinigten Betriebsverlust von 1,3 Milliarden Euro nach einem Fehlbetrag von knapp 800 Millionen im Vorjahr. Die Pandemie hatte das Reisegeschäft erst zum Ende des Vergleichszeitraum von Oktober bis März 2020 getroffen. Der Umsatz betrug vor Jahresfrist 6,6 Milliarden Euro - jetzt nur noch 716 Millionen Euro.

Der weltweit größte Reisekonzern musste mit staatlichen Finanzhilfen von rund 4,3 Milliarden Euro in der Corona-Krise vor einer Insolvenz bewahrt werden. Derzeit verfügt TUI über liquide Mittel von 1,7 Milliarden Euro bei einem monatlichen Mittelabfluss von zuletzt 300 Millionen Euro. Im April war es dem an den Börsen London und Frankfurt notierten Unternehmen gelungen, über eine Wandelanleihe 400 Millionen Euro einzunehmen. Damit will TUI Kredite aus dem Corona-Stabilisierungspaket refinanzieren. "Die staatliche Begleitung des Konzerns hilft uns, aber es sind verzinste Kredite, keine Geschenke", sagte Joussen. Eine gute Sommersaison werde hilfreiche bei der weiteren Refinanzierung.