Reuters

Streit um Fischereirechte vor Kanalinsel verschärft sich

12.05.2021
um 16:47 Uhr

Paris (Reuters) - Im Streit über Fischereirechte rund um die britische Kanalinsel Jersey erhöht Frankreich den Druck auf Großbritannien.

Die Regierung in Paris will einem Abkommen der EU mit dem Vereinigten Königreich zu Finanzdienstleistungen erst dann zustimmen, wenn europäischen Fischern ein fairer Zugang zu den genannten Gewässern garantiert wird. Dies sagte am Mittwoch eine mit dem französischen Vorgehen vertraute Person. Die beiden Themen seien miteinander verknüpft worden. Die Fischereirechte in britischen Gewässern waren 2020 einer der Hauptstreitpunkte bei den Brexit-Verhandlungen gewesen.

Vergangene Woche war es zu massiven Protesten französischer Fischtrawler vor Jersey gekommen. Die Insel liegt etwa 23 Kilometer von der französischen und 140 Kilometer von der britischen Küste entfernt. Kern des Streits sind neue Fischereilizenzen der Insel-Regierung, die aus Sicht der französischen Fischer den Zugang zu den dortigen Gewässern zu sehr einschränken. Zeitweise hatten beide Länder Patrouillenboote rund um die Kanalinsel entsandt. Die Europäsche Kommission hatte dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren.

Brexit-Themen hingen alle zusammen und würden nicht isoliert betrachtet, sagte ein Sprecher der französischen Regierung. Er war gefragt worden, ob seine Regierung das EU-Abkommen zu Finanzdienstleistungen als Hebel in dem Fischerei-Disput einsetze. Einem EU-Diplomaten zufolge hält sich Großbritannien nicht an die Vereinbarungen des Brexit-Handelsabkommens mit der EU. "Es ist nicht nur Frankreich, und es ist nicht nur die Fischerei", merkte er an. Großbritannien müsse die getroffenen Vereinbarungen voll umsetzen. Das sei derzeit nicht der Fall.

Das Ende 2020 in trockene Tücher gebrachte EU-Handelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich deckt Finanzdienstleistungen nicht ab. Britische Banken, Fonds und Versicherungen haben daher zu Jahresbeginn den automatischen Zugang zum EU-Binnenmarkt verloren. Das Handelsabkommen sieht vor, dass die künftigen Beziehungen in diesem Gebiet in sogenannten Äquivalenzabkommen ausgehandelt werden sollen. Beide Seiten haben sich zwar im Prinzip auf eine Absichterklärung zur Kooperation der Finanzaufseher verständigt. Aber dies muss noch formell von den 27-Mitgliedsstaaten ratifiziert werden.