Reuters

Merkel hält Impfangebot für Jüngere ab 7. Juni für möglich

28.05.2021
um 07:02 Uhr

(Wiederholung vom Vorabend)

- von Alexander Ratz

Berlin (Reuters) - Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren sollen nach den Vorstellungen von Bund und Ländern ab dem 7. Juni grundsätzlich ein Impfangebot gegen das Coronavirus erhalten.

Die Altersgruppe von 12 bis 15 Jahren könne sich mit der Aufhebung der Priorisierung dann ebenfalls um einen Impftermin bemühen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach dem Impfgipfel mit den 16 Ländern am Donnerstag in Berlin. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Europäische Arzneimittelbehörde EMA den Impfstoff von Biontech/Pfizer für Jüngere zulasse. Eine Impfung sei aber keine Voraussetzung für den Schulbesuch. Für Diskussionen sorgen allerdings kritische Äußerungen aus der Ständigen Impfkommission (Stiko) über eine Impfung von Jüngeren.

Merkel betonte: "Die Impfung von Kindern ist ein sehr sensibler Akt." Die Stiko werde sich bei ihrer Empfehlung nur davon leiten lassen, was eine Impfung für das einzelne Kind bedeute. Stiko-Chef Thomas Mertens habe dies in der Runde deutlich gemacht. Erwartet wird, dass die Stiko allenfalls für Jüngere mit Vorerkrankungen eine Impfempfehlung aussprechen wird. Stiko-Mitglied Rüdiger von Kries hatte am Mittwoch im rbb gesagt, eine allgemeine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche sei in Deutschland nicht zu erwarten. Es sei derzeit nichts über mögliche Nebenwirkungen in dieser Altersgruppe bekannt.

Die EMA will am Freitag über eine Senkung der Altersfreigabe des Vakzins auf zwölf Jahren beraten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht von einer Entscheidung in den nächsten Tagen aus. Die Stiko wird auf Basis dessen dann ihre Empfehlung abgeben.

Zur Impfung von Kindern und Jugendlichen will die Bundesregierung knapp 6,4 Millionen Dosen bis August bereitstellen. Dies geht aus einem Dokument des Gesundheitsministeriums für den Impfgipfel hervor. Darin wird die Zahl der 12- bis 18-Jährigen in Deutschland mit 5,3 Millionen angegeben. Gehe man von einer Impfbereitschaft von 60 Prozent aus, bestehe ein angenommener Bedarf für Erst- und Zweitimpfung von jeweils 3,18 Millionen Dosen. Bislang ist das Vakzin von Biontech/Pfizer in der EU als einziges erst ab 16 Jahren zugelassen.

Sollte das Mittel für die Altersgruppe zugelassen werden, will Spahn allen 12- bis 18-Jährigen bis spätestens August ein Impfangebot machen. Die erforderlichen Dosen für Juni, Juli und August sollen den Ländern "schrittweise aus den Gesamtliefermengen" für diese Monate zur Verfügung gestellt werden, heißt es in dem Dokument des Ministeriums. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellte klar, dass es keine zusätzlichen Dosen geben werde. Es werde beim Impfstoff "keinen Überfluss" geben.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Donnerstag sind bislang knapp 47,4 Millionen Impfdosen in Deutschland verabreicht worden, davon 34,3 Millionen Erst- und gut 13 Millionen Zweitimpfungen. Eine erste Impfung haben demnach bislang 41,2 Prozent der Deutschen erhalten, 15,7 Prozent haben bereits die zweite Dosis und damit den vollständigen Impfschutz.

FALLZAHL WEITER RÜCKLÄUFIG

Spahn sagte, es gehe jetzt darum, möglichst viele Deutsche möglichst schnell zu impfen. Vor vier bis sechs Wochen hätte niemand erwartet, dass mittlerweile mehr als 40 Prozent der Deutschen geimpft seien. Mit Blick auf Kinder und Jugendliche sagte der CDU-Politiker, Eltern müssten individuell über eine Impfung ihrer Kinder entscheiden können und Risikofaktoren wie Vorerkrankungen abwägen. Dabei sei die Stiko-Empfehlung zwar wichtig. Er selbst habe sich aber auch schon über eine solche Empfehlung hinweggesetzt. Spahn betonte, eine Impfpflicht in Schulen und Kitas werde es nicht geben.

Die Fallzahlen in Deutschland sind weiter rückläufig. Das RKI registrierte am Donnerstag 6313 neue Positiv-Tests und 5985 weniger als eine Woche zuvor. 269 weitere Menschen starben, die positiv getestet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sank weiter auf 41,0. Am Tag zuvor betrug der Wert 46,8. Insgesamt wurden bislang in mehr als mehr als 3,66 Millionen Fällen Menschen positiv auf das Coronavirus getestet, 87.995 davon starben.