Reuters

Showdown bei OMV - Entscheidung über neuen Chef steht bevor

31.05.2021
um 16:12 Uhr

Wien (Reuters) - Beim Wiener Öl- und Gaskonzern OMV dürfte einem Insider zufolge die Nachfolgeregelung für den scheidenden Konzernchef Rainer Seele unmittelbar bevorstehen.

Die Entscheidung, wer künftig Österreichs größten Industriekonzern lenkt, könnte bereits am Dienstag bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung fallen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Zu 80 Prozent ist morgen mit einer Entscheidung zu rechnen." Die OMV wollte sich nicht dazu äußern.

Eine Neubestellung wird notwendig, weil Konzernchef Seele kürzlich bekanntgegeben hatte, seinen Mitte 2022 auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Sollte sich der Aufsichtsrat bereits am Dienstag festlegen, geht der Insider von einem rascheren Wechsel an der Spitze aus. Mit Spannung warten Beobachter zudem auf die Hauptversammlung der OMV am Mittwoch.

Der neue Vorstandschef soll der Person zufolge aus den eigenen Reihen kommen. Als aussichtsreichster Kandidat gilt Ex-Borealis-Chef Alfred Stern, der seit April als OMV-Vorstand den Bereich Chemicals & Materials leitet. Die OMV hatte im vergangenen Jahr für über vier Milliarden Euro die Mehrheit an dem Petrochemiekonzern Borealis übernommen und damit die Weichen für die zukünftige Strategie Richtung Chemie gestellt. Die Österreicher schlagen damit einen anderen Weg ein als etwa große Ölkonzerne, die angesichts der Klimadiskussion ihre Zukunft im Geschäft mit Erneuerbaren Energien sehen. An der Börse und bei Investoren kommt der Schwenk der OMV zu Chemie gut an, sagen Marktteilnehmer. "Davon abzuweichen wäre Selbstmord auf Raten", sagte Fondsmanager Wolfgang Matejka von Matejka & Partner Asset Management.

Sollte man sich im Aufsichtsrat nicht auf Stern einigen können, nannte der Insider die Chefin der OMV-Tochter Petrom, Christina Verchere, als möglichen Kompromiss. Es wäre die erste Frau an der Spitze des Ölkonzerns. Weitere Kandidaten, denen jedoch geringe Chancen eingeräumt werden, sind Upstream-Vorstand Johann Pleininger und Borealis-Chef Thomas Gangl. An OMV ist zu 31,5 Prozent der österreichische Staat beteiligt. Zweiter Großaktionär mit 24,9 Prozent ist Mubadala Petroleum, der Staatsfonds aus Abu Dhabi.

Seele, der 2015 von der BASF-Tochter Wintershall[WINT.DE] zur OMV gewechselt war, machten zuletzt interne Machtkämpfe zu schaffen. Darüber hinaus geriet der Konzern in die Kritik der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Wirtschaftlich hat er die OMV nach den Corona-bedingt herben Einbußen im vergangenen Jahr zuletzt wieder in die Gewinnzone geführt.

OMV AG

WKN 874341 ISIN AT0000743059