Berlin (Reuters) - ProSiebenSat.1 sieht sich trotz Interesse von nationalen und internationalen Medienunternehmen stark genug für eine Zukunft auf eigenen Beinen.
Konzernchef Rainer Beaujean räumte zwar auf der Hauptversammlung am Dienstag ein, man werde alle Vorschläge ergebnisoffen prüfen, "sollten wir zu strategischen Gesprächen gebeten werden". Aber eine engere Zusammenarbeit müsse auch für ProSiebenSat.1 und alle Aktionäre von Vorteil sein. "Denn unsere eigene Strategie ist klar – und sie bedarf keiner Hilfe von außen", sagte Beaujean laut Redetext. "Wir konzentrieren uns auf uns und haben eine klare Vorstellung davon, wie wir durch Investitionen in unser eigenes Geschäft unsere Zukunft gestalten und Wachstum generieren."
Letztlich sei fraglich, wie ein Zusammenschluss mit einem traditionellen Medienunternehmen, national oder international, zu diesen Zielen beitragen könnte, betonte der ProSieben-Chef. Kostensynergien seien grenzübergreifend im lokalen Mediengeschäft kaum zu realisieren und würden "auf nationaler Ebene durch Dissynergien neutralisiert". ProSiebenSat.1 sei mit dem Dating-Geschäft und Online-Portalen breiter aufgestellt und komme besser durch die Krise als reine Medienfirmen.
ProSiebenSat.1-Großaktionär Mediaset hat wiederholt für eine engere Zusammenarbeit mit dem bayerischen Fernsehkonzern geworben. "Unsere Position als langfristiger Aktionär ist es nicht, Druck auszuüben", sagte Mediaset-Finanzchef Marco Giordiani am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Man wünsche sich aber mehr Engagement von den Deutschen. Mediaset werde das ProSieben-Management bei der digitalen Hauptversammlung unterstützen. "Wir werden kein Feuerwerk zünden", sagte der Manager. "Vielmehr ist es an der Zeit die richtige Strategie für alle ProSiebenSat.1-Aktionäre zu finden."
RTL-Chef Thomas Rabe hatte signalisiert, er könne sich bei einem Einlenken der Regulierungsbehörden eine Übernahme des Rivalen ProSiebenSat.1 vorstellen.
Beim Werbegeschäft, das in der Virus-Krise schwächelte, holt ProSiebenSat.1 weiter auf. Im Mai habe man hier die Umsätze zum Corona-Jahr 2020 um rund 60 Prozent gesteigert und liege damit wieder nahe dem Vorkrisenniveau von 2019. Zum Ausblick auf den Juni sagte Beaujean zu Journalisten: "Es sieht sehr gut aus."