Reuters

Belarussisches Staatsfernsehen - Verhafteter Journalist Protassewitsch sieht keinen Grund für Proteste

03.06.2021
um 07:02 Uhr

Moskau (Reuters) - Der nach der erzwungenen Landung des Ryanair-Flugzeugs festgenomme belarussische Regimekritiker Roman Protassewitsch sieht einem Medienbericht zufolge keinen Anlass für Straßenproteste in Belarus.

"Es kann im Moment keine solche Aktivität geben", sagte Protassewitsch während einer Vernehmung, die am Mittwoch im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde. "Als ich in Vilnius war, habe ich offen gesagt, dass Straßenproteste nicht nötig sind. Wir müssen zumindest darauf warten, dass sich die wirtschaftliche Situation aufheizt, damit die Leute für einen Teller Suppe auf die Straße gehen." In seinem zweiten Auftritt seit seiner Verhaftung wirkte Protassewitsch entspannt und rauchte, als er mit einem nicht identifizierten Gesprächspartner über die Opposition sprach.

Die belarussische Opposition hat das neue Video von Protassewitsch nicht sofort kommentiert. Zu einem aufgezeichneten Geständnis seiner ebenfalls inhaftierten Freundin Sofia Sapega vergangenen Monat sagte die Opposition, dass es erzwungen schien. Zuvor war auch bei Protassewitschs erstem Video nach der Verhaftung der Verdacht aufgekommen, dass er mit Gewalt zu einem Schuldeingeständnis gezwungen worden sei, sich an der Organisation von Massenprotesten gegen den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko beteiligt zu haben. Bundeskanzlerin Angela Merkel wertete das Video als "besorgniserregend und erschütternd".

Belarus hatte am 23. Mai eine Ryanair-Maschine auf dem Flug von Griechenland nach Litauen wegen einer angeblichen Bombendrohung mit einem Kampfjet nach Minsk umgeleitet und dort dann den regierungskritischen Journalisten Roman Protassewitsch und seine Freundin festgenommen. Mit diesem Vorgehen sorgte die Regierung in Minsk für scharfe Kritik im Westen.