Reuters

Opposition fordert mehr Druck von Europa und USA auf Lukaschenko

04.06.2021
um 11:32 Uhr

Warschau (Reuters) - Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja verlangt von Europa und den USA mehr Druck auf Staatschef Alexander Lukaschenko.

Dabei sollten die EU, Großbritannien und die USA gemeinsam vorgehen, sagte die Politikerin am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters in Warschau. Tichanowskaja setzt demnach darauf, dass sich die G7-Staaten bei ihrem Treffen in Großbritannien mit dem Thema beschäftigten. Sie selbst habe aber noch keine Einladung erhalten. Der G7-Gipfel ist vom 11. bis 13. Juni in Cornwall geplant. In Belarus übte die Opposition scharfe Kritik am Umgang mit dem Regimekritiker Roman Protassewitsch, von dem das Staatsfernsehen ein umstrittenes Interview zeigte. Dies sei erzwungen worden, so der Vorwurf der Opposition.

"Seine Eltern glauben, dass er gefoltert wurde", erklärte der Berater von Oppositionschefin Tichanowskaja, Franak Wiacorka. Protassewitsch sei eine Geisel des Regimes in Minsk. "Es muss alles unternommen werden, um seine Freilassung und die der anderen 460 politischen Gefangenen zu erreichen". Über das Video sagte er, es sei schmerzhaft, die "Geständnisse" zu sehen.

In dem 90-minütigen Film bekennt sich Protassewitsch unter Tränen dazu, unerlaubt Massenproteste gegen Lukaschenko organisiert zu haben. Seine eigene Kritik an dem Staatschef widerrief er: "Als ich mich mehr mit Politik beschäftigt habe, habe ich angefangen zu verstehen, dass er (Lukaschenko) das Richtige tut, und ich respektiere ihn auf jeden Fall."

Das Präsidialamt in Belarus war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Bei vorigen im Fernsehen übertragenen Geständnissen von Oppositionellen hatte die Regierung betont, dass diese freiwillig erfolgt seien. Protassewitsch war bereits das dritte Mal zu sehen, seit er vor knapp zwei Wochen festgenommen worden war.

Der im Exil lebende Regierungsgegner und Blogger saß in einem Ryanair-Flugzeug auf dem Weg von Griechenland nach Litauen, als die Maschine von der belarussischen Flugsicherung nach Minsk umgeleitet wurde. Die zur Begründung angeführte Bombendrohung hatte sich als falsch herausgestellt. Nach der Landung wurden Protassewitsch und seine Freundin festgenommen. Zahlreiche westliche Nationen reagierten empört, die EU beschloss Sanktionen gegen Belarus. Oppositionsführerin Tichanoswkaja forderte auf einer Pressekonferenz in Warschau eine Ausweitung der Strafmaßnahmen. "Strenge Sanktionen werden das Regime dazu bringen, die Gewalt einzustellen", sagte sie.