Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung hat das Interview mit dem belarussischen Regimekritiker Roman Protassewitsch scharf verurteilt.
Das Gespräch sei "wohl unter falschen Vorwänden zustande gekommen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. "Das ist eine Schande für den Sender, der es ausstrahlt, und für die belarussische Führung, die nochmal ihre ganze Demokratieverachtung, und eigentlich muss man auch sagen, Menschenverachtung zeigt." Offensichtlich habe das Regime Protassewitsch zuvor "soweit psychisch und möglicherweise auch physisch bearbeitet, dass er dieses vollkommen unwürdige und unglaubwürdige Geständnis-Interview gibt", sagte Seibert.
In dem 90-minütigen Film bekennt sich Protassewitsch unter Tränen dazu, unerlaubt Massenproteste gegen Lukaschenko organisiert zu haben. Seine eigene Kritik an dem Staatschef widerrief er: "Als ich mich mehr mit Politik beschäftigt habe, habe ich angefangen zu verstehen, dass er (Lukaschenko) das Richtige tut, und ich respektiere ihn auf jeden Fall." Seibert betonte, "unsere Gedanken sind bei diesem jungen Mann Roman Protassewitsch und allen anderen Bürgern von Belarus, die für ihre Überzeugung, für ihren friedlichen Kampf für Bürgerrechte so unmenschlich behandelt werden".
Der eigentlich im Exil lebende Regierungsgegner und Blogger Protassewitsch saß in einem Ryanair-Flugzeug auf dem Weg von Griechenland nach Litauen, als die Maschine am 23. Mai von der belarussischen Flugsicherung nach Minsk umgeleitet wurde. Die zur Begründung angeführte Bombendrohung hatte sich als falsch herausgestellt. Nach der Landung wurden Protassewitsch und seine Freundin festgenommen. Die EU bereitet deshalb weitere Sanktionen gegen Lukaschenkos Regierung vor.