Reuters

Bosch - Autoindustrie muss Chip-Einkaufspolitik ändern

07.06.2021
um 14:02 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Als Lehre aus der Chipkrise in der Autoindustrie fordert der Autozulieferer Bosch eine Änderung der bisher unverbindlichen Einkaufspolitik gegenüber den Halbleiterherstellern.

"Wir brauchen wahrscheinlich für solche Teile andere Bestellmodelle", sagte Bosch-Geschäftsführer Harald Kröger am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Bisher seien rechtswirksame Bestellungen der Autohersteller nicht üblich, es gebe nur unverbindliche Bedarfsankündigungen. Während der Corona-Krise im vergangenen Jahr hätten die Hersteller die Abrufzahlen gegenüber Bosch teilweise drastisch gesenkt. Der weltweit größte Autozulieferer habe seine Aufträge an die Halbleiterhersteller aber nicht in gleichem Maße zurückgefahren. "Wir haben frei schwebend eine Steuerung übernommen", erklärte Kröger.

Derzeit sei Bosch wie die gesamte Branche noch vollauf damit beschäftigt, den Chipmangel zu bewältigen. In der am Montag eröffneten neuen Chip-Fabrik von Bosch in Dresden werden andere Speicherchips gefertigt als die Standardteile, die derzeit Mangelware sind. Dennoch schaffe auch das Entlastung, erklärte Kröger. Nach der akuten Krise, die nach Einschätzung vieler in der Branche die Fahrzeugproduktion noch bis 2022 beeinträchtigen könnte, müsse eine Umstellung im Einkauf aber angegangen werden, forderte der Bosch-Manager. Das sei notwendig, weil die Fertigung von Computerchips eine lange Vorlaufzeit habe und die Chipproduzenten mehr Planungssicherheit bräuchten. Das sähen selbst die härtestens Einkaufschefs der Autoindustrie mittlerweile so. "Da muss ein klarer Mechanismus sein", sagte Kröger. Nicht nur die Zulieferer, auch die Automobilbauer müssten den Bedarf verlässlich ermitteln und verbindliche Aufträge erteilen. "Es muss klar sein, da sind wir alle in einem Boot."

Weltweit leidet die Autoindustrie derzeit unter Chip-Knappheit. Die Autobauer hatten aufgrund des Nachfrageeinbruchs in der Corona-Krise ihre Abrufe stark gesenkt. Zudem explodierte während der Pandemie der Bedarf an Chips für Unterhaltungselektronik und Smartphones, sodass die Chiphersteller ihre begrenzten Kapazitäten darauf konzentrierten. Verschärfend kamen ein Brand in einer japanischen Chipfabrik und ein Produktionsausfall in einer Infineon-Fabrik in den USA nach einem Wintersturm hinzu. Bei den Autobauern stehen deshalb zeitweise die Bänder still. Nach Schätzungen der Unternehmensberatung AlixPartners werden deshalb weltweit in diesem Jahr 3,9 Millionen Fahrzeuge weniger produziert, was zu Umsatzeinbußen von 110 Milliarden Dollar führt.

Bayerische Motoren Werke AG

WKN 519000 ISIN DE0005190003

Continental AG

WKN 543900 ISIN DE0005439004

Infineon Technologies AG

WKN 623100 ISIN DE0006231004

Intel Corp.

WKN 855681 ISIN US4581401001

Mercedes-Benz Group AG

WKN 710000 ISIN DE0007100000

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039