Reuters

Deutsche Produktion sinkt im April überraschend

08.06.2021
um 08:17 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft hat ihre Produktion im April angesichts von Engpässen bei einigen Vorprodukten überraschend gedrosselt.

Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,0 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen einen Anstieg um 0,5 Prozent erwartet, nachdem es im März noch zu einem Plus von 2,2 Prozent gereicht hatte. "Nach dem Anstieg im März kam es somit im April zu einem leichten Dämpfer, der durch eine Knappheit bei Vorprodukten (vor allem Halbleiter und Bauholz) verursacht wurde", so das Ministerium. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Corona-Einschränkungen, lag die Produktion um 5,6 Prozent niedriger.

Die Industrieproduktion allein schrumpfte um 0,7 Prozent. Beim Bau gab es einen Rückgang von 4,3 Prozent. Die Energieerzeugung legte dagegen spürbar zu, und zwar um 6,0 Prozent zum Vormonat.

In der Industrie stehen die Weichen angesichts gut gefüllter Auftragsbücher auf Aufschwung: Ihre Produktionserwartungen verschlechterten sich zwar im Mai, doch war erst im Vormonat ein 30-Jahres-Hoch erreicht worden. Der entsprechende Indikator sank um fünf auf 27 Punkte, wie das Ifo-Institut zu seiner monatlichen Umfrage unter Unternehmen mitteilte. "Das Bild der Produktionserwartungen in den einzelnen Branchen ist dabei sehr differenziert", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. "Die Autoindustrie und ihre Zulieferer fahren ihre Erwartungen deutlich zurück, rechnen aber weiter mit Produktionssteigerungen." Die Bekleidungshersteller dagegen berichten erstmals nach neun Monaten, sie wollten ihre Produktion ausweiten.