Reuters

Weit offene Geldschleusen der EZB erfreuen Aktienanleger

11.06.2021
um 12:37 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf eine anhaltend lockere Geldpolitik in der Euro-Zone hat die europäischen Aktienmärkte zum Wochenschluss angeschoben.

Der breit gefasste Stoxx Europe 600 kletterte um bis zu 0,4 Prozent auf ein Rekordhoch von 456,46 Punkte. Der Dax hielt sich mit 15.600 Zählern 0,2 Prozent im Plus. "Die Europäische Zentralbank hat den Wunsch der Anleger erhört und betont, dass die Geldschleusen noch eine Weile lang offenbleiben werden", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

Die Aufseher sprachen sich nach ihrer Zinssitzung am Donnerstag für eine Politik der ruhigen Hand aus und halten trotz der sich abschwächenden Pandemie und steigender Inflationszahlen an ihrem ultralockeren Kurs fest. Die Anleihenkäufe des billionenschweren Krisen-Programms PEPP sollen auch im nächsten Quartal deutlich umfangreicher ausfallen als zum Jahresstart..

Die Kurse der europäischen Staatsanleihen zogen zum Wochenschluss an, im Gegenzug sanken die Renditen. Die Verzinsung der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe fiel auf ein Sieben-Wochen-Tief von minus 0,28 Prozent nach minus 0,248 Prozent im Schlussgeschäft vom Donnerstag. Der Euro notierte kaum verändert bei 1,2160 Dollar.

ANLEGER HOFFEN AUF GRÜNES LICHT VON DER FED

Investoren hoffen nun, dass auch die US-Notenbank Fed bei ihrer Sitzung in der nächsten Woche, keine Signale einer baldigen Straffung der Geldpolitik aussenden wird - trotz der zuletzt überraschend hohen Inflation in den USA. Die Analysten der LBBW schrieben in einem Kommentar, sie erwarteten "bestenfalls nuancierte Veränderungen der Tonlage, so dass sich die Aktienmärkte wohl kaum aus der Sommerruhe locken lassen dürften".

Die Fed unterstützt die Wirtschaft derzeit mit monatlichen Geldspritzen von 120 Milliarden Dollar. Sie will an den Anleihekäufen festhalten, bis substanzielle Fortschritte bei der Preisstabilität und der Arbeitslosigkeit erreicht sind. Bislang geht die US-Notenbank davon aus, dass die Inflation nur vorübergehend anziehen wird.

FINANZWERTE MÜSSEN FEDERN LASSEN

Unter den Einzelwerten stachen am Freitag die Finanzwerte heraus, denen die fallenden Anleiherenditen zu schaffen machten. Der europäische Bankenindex fiel um 0,7 Prozent. Im Dax waren die Titel der Deutschen Bank mit einem Abschlag von mehr als vier Prozent der schwächste Wert. Dass die EZB bei der Suche nach einem neuen Aufsichtsratschef drängle, belaste die Titel zusätzlich, sagte ein Händler. Nach Informationen von Reuters will die EZB von der Deutschen Bank möglichst zügig Klarheit haben über die Nachfolge von Aufsichtsratschef Paul Achleitner haben.

Im MDax ging es für Morphosys nach einer Herunterstufung bergab. Sie verloren mehr als drei Prozent. Die Analysten von JP Morgan hatten die Titel auf "Neutral" von "Overweight" heruntergenommen.

Einen schlechten Tag erwischten CureVac. Die Titel des Tübinger Biotechunternehmens fielen um bis zu 13,7 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Tief von 74,70 Euro. Einem Händler zufolge werden die Aktien weiter durch die verzögerte Zulassung des Corona-Impfstoffes von CureVac belastet. Seit Dienstag haben die Anteilsscheine bereits mehr als 20 Prozent an Wert verloren.