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G7-Gipfel beginnt - "Dürfen Fehler in Pandemie nicht wiederholen"

11.06.2021
um 16:57 Uhr

- von Kate Holton und Andreas Rinke und Michel Rose

Carbis Bay/Berlin (Reuters) - Die G7-Staaten wollen auf dem dreitägigen Gipfel im britischen Cornwall ein Signal der Solidarität in der Corona-Pandemie aussenden.

"Wir müssen sichergehen, dass wir die Lehren aus der Pandemie ziehen und einige der Fehler, die wir zweifelsohne in den letzten 18 Monaten gemacht haben, nicht wiederholen", sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Freitag zum Auftakt des Treffens. Die sieben wichtigsten westlichen Industrienationen wollen eine Milliarde Corona-Impfdosen an ärmere Länder spenden. "Wir denken nicht nur an uns, sondern wir denken auch an diejenigen, die noch keine Chance haben, geimpft zu werden", sagte Kanzlerin Angela Merkel mit Blick auf Afrika. Aktivisten kritisierten, die G7-Staaten täten immer noch zu wenig.

"Es macht einen großen Unterschied, Sie hier persönlich zu sehen", begrüßte Boris Johnson die Staats- und Regierungschefs der USA, Kanadas, Japans, Deutschlands, Frankreichs und Italiens. Es ist das erste Mal seit 2019, dass sie sich wieder begegnen. An dem Treffen nimmt auch erstmals US-Präsident Joe Biden teil, der sich ebenso wie sein kanadischer Kollege Justin Trudeau auch bilateral mit Johnson trifft. Diese bilateralen Begegnungen am Rande der eigentlichen G7-Beratungen wurden auch von deutschen Diplomaten als besonders wichtig bezeichnet. Die Bundesregierung wollte noch nicht bestätigen, dass es zu einem bilateralen Treffen von Merkel und Biden kommen wird. Das US-Präsidialamt Haus kündigte aber an, dass die Kanzlerin am 15. Juli zu einem Besuch nach Washington reist.

Bereits am Donnerstag hatte es in der Bundesregierung geheißen, dass von dem Treffen auch die Botschaft an Länder wie Russland und China ausgehen solle, dass "der Westen zurück ist". Merkel sprach davon, dass gerade Biden für eine engere Zusammenarbeit mit den Europäern stehe. Der US-Präsident wird neben dem G7-Treffen auch am Nato-Gipfel am Montag in Brüssel sowie am EU-USA-Treffen teilnehmen.

Am Nachmittag wollten die G7-Staaten zunächst über Wege sprechen, wie man die Weltwirtschaft nach der Corona-Pandemie wieder stärken kann. "Wir müssen sicherstellen, dass sich die Länder wirtschaftlich erholen können", sagte Johnson am Freitag. Themen wie die Außenpolitik oder die Gesundheit stehen am Samstag auf der Agenda. Ein größeres Thema bei dem dreitägigen Gipfel soll der Umgang mit China sein. Frankreich und Deutschland hatten bereits deutlich gemacht, dass sie zwar für einen härteren Kurs gegenüber der Führung in Peking sind, aber keine US-China-Konfrontation wollen, bei der sich die Europäer an die Seite Washingtons stellen.

IMPFDOSEN-SPENDEN GEPLANT

Nachdem die USA zunächst eine Spende von 500 Millionen Impfdosen angekündigt hatten, zog Großbritannien mit der Zusage von 100 Millionen Dosen nach. Die EU will nach Aussagen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mindestens 100 Millionen Impfdosen bis Ende 2021 abgeben. Kanzlerin Merkel hatte am Donnerstag darauf verwiesen, dass es verschiedene Wege gebe, um ärmeren Ländern zu helfen - direkte nationale Spenden an angekauften Impfdosen oder aber die Hilfe über die Impfallianz Covax der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Covax kauft mit dem Geld der Geberländer ebenfalls Impfdosen für Entwicklungsländer an, aber für einen geringeren Preis der Hersteller. Hier zählt Deutschland zu den größten Finanziers. Allein die deutschen Zusagen entsprächen einer Menge von rund 200 Millionen Impfdosen, sagte Merkel am Donnerstag.

Deshalb ist eine Aussage schwierig, wie viel die von Johnson erwähnte eine Milliarde Dosen wirklich neue Zusagen der G7-Staaten sind. Deutschland will auch die finanziellen Mittel für die Unterstützung der Entwicklungsländer beim Kampf gegen den Klimawandel erhöhen. Aktivisten gehen die Zusagen nicht weit genug. "Die Welt braucht den Impfstoff jetzt, nicht später im Jahr", sagte Alex Harris von der britischen Stiftung Wellcome. "Wir fordern die G7-Staaten auf, ehrgeiziger zu sein." Der ehemalige britische Premierminister Gordon Brown sagte, die Impfstoffspenden seien eine Bettelaktion, keine echte Lösung.

Wie zuvor Bundesaußenminister Heiko Maas und die US-Regierung betonte auch der britische Außenminister Dominic Raab, dass mit der Lieferung von Impfstoffen keine politischen Gegenleistungen verbunden seien. Auf die Frage, ob er besorgt sei wegen des Einflusses von China und Russland bei Impfstofflieferungen, sagte Raab zu Reuters: "Es gibt keine Zweifel, dass etwas daran ist. Wir unterstützen keine Impfstoff-Diplomatie, geschweige denn Erpressung."