Reuters

China wirft USA Kampf gegen "imaginären Feind" vor

26.07.2021
um 14:37 Uhr

Peking (Reuters) - In den angespannten Beziehungen zwischen den USA und China zeichnet sich nach dem Besuch der stellvertretenden US-Außenministerin Wendy Sherman in der Volksrepublik keine Lösung ab.

Die USA wollten China zum "imaginären Feind" stilisieren, um von innenpolitischen Problemen abzulenken, wurde der stellvertretende chinesische Außenminister Xie Feng von Staatsmedien am Montag kurz nach Beginn des Treffens mit Sherman in Tianjin bei Peking zitiert. "Die chinesisch-amerikanischen Beziehungen sind im Stillstand und stehen vor ernsthaften Schwierigkeiten." Sherman selbst sprach nach dem etwa vierstündigen Treffen von einer "freimütigen und offenen" Diskussion. Konkrete Ergebnisse wurden wie erwartet nicht vereinbart. Auch über einen möglichen Gipfel zwischen den Präsidenten Xi Jinping und Joe Biden sei nicht gesprochen worden, hieß es von US-Seite.

Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt haben zahlreiche Konflikte miteinander. Sie streiten nicht nur über Handels- und Wettbewerbsfragen, sondern auch über Menschenrechte in Hongkong, Tibet und Xinjiang. Zuletzt hatten mögliche Cyberangriffe die Beziehungen belastet, hinter denen Washington die Volksrepublik vermutet. Verärgerung gibt es auch darüber, dass Peking keine weitere Delegation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Land lassen will, die den Ursprung der Corona-Virus untersuchen soll.

Sherman habe "Bedenken über eine Reihe von Aktionen der Volksrepublik China geäußert, die unseren Werten und Interessen sowie denen unserer Verbündeten und Partner zuwiderlaufen und die internationale, auf Regeln basierende Ordnung untergraben", so das US-Außenministerium in einer Erklärung. Ein hoher US-Regierungsbeamter fügte hinzu: "Es ist wichtig für die Vereinigten Staaten und China, Themen zu besprechen, in denen wir nicht übereinstimmen, damit wir die Position des anderen verstehen".

Die Beziehungen zwischen Peking und Washington haben sich unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump stark verschlechtert. Die Biden-Regierung hat den Druck auf China aufrechterhalten. "Wenn beide Länder sich gegenseitig als Feind sehen, besteht die Gefahr, dass dies zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird", sagte Cheng Xiaohe, Professor für internationale Beziehungen an der Renmin-Universität in Peking.