Reuters

IWF warnt vor Spaltung der Weltwirtschaft - Zugang zu Impfstoff entscheidend

27.07.2021
um 15:12 Uhr

Washington/Berlin (Reuters) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt angesichts des Mangels an Covid-Impfstoffen in vielen Ländern vor einer Spaltung der Weltwirtschaft.

Das globale Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr zwar um kräftige 6,0 Prozent wachsen, bekräftigte die in Washington ansässige Organisation am Dienstag ihre Prognose vom April. "Die wirtschaftlichen Aussichten haben sich aber in den einzelnen Ländern weiter auseinanderentwickelt", warnte der IWF zugleich. "Der Zugang zu Impfstoffen stellt sich dabei als die wichtigste Bruchlinie heraus." Hier spalte sich die globale Erholung in zwei Blöcke. Auf der einen Seite viele Industrieländer, die sich dank Impffortschritten auf eine Normalisierung freuen könnten. Auf der anderen Seite viele Entwicklungs- und Schwellenländer, die immer noch gegen hohe Infektions- und Todeszahlen ankämpften.

Für 2022 hob der IWF seine Prognose für das Wachstum der globalen Wirtschaft von 4,4 auf 4,9 Prozent an. Im Pandemiejahr 2020 war die Weltwirtschaft noch um 3,2 Prozent eingebrochen. "Die Erholung ist jedoch selbst in Ländern, in denen die Infektionen derzeit sehr gering sind, nicht gewährleistet, solange das Virus anderswo zirkuliert", warnte der IWF zugleich.

Der Fonds senkte seine Konjunkturprognose für etliche Entwicklungs- und Schwellenländer wie etwa Indien, wo es nach wie vor hohe Infektionsraten und zu wenig Impfstoffe gebe. Für viele Industrieländer werden die Aussichten dagegen wegen der Impffortschritte und staatlicher Mehrausgaben heraufgesetzt. Die weltgrößte Volkswirtschaft USA etwa dürfte in diesem Jahr um 7,0 statt der bislang erwartete 6,4 Prozent wachsen, 2022 dann um 4,9 statt 3,5 Prozent. Der IWF begründete den Optimismus mit steigenden Investitionen der Regierung von Präsident Joe Biden in die Infrastruktur.

Für Deutschland erwartet der IWF im laufenden Jahr weiterhin einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 3,6 Prozent, erhöhte aber die Prognose für 2022 von 3,4 auf 4,1 Prozent. Für die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft China senkte der Fonds seine Prognose für dieses Jahr von 8,4 auf 8,1 Prozent, hob sie aber für 2022 von 5,6 auf 5,7 Prozent an.