Reuters

Online-Rausch in Corona-Krise lässt US-Technologiekonzerne glänzen

28.07.2021
um 11:12 Uhr

San Francisco/Berlin (Reuters) - Der von der Corona-Pandemie angeschürte Online-Boom führt die US-Technologiekonzerne zu Rekorden.

Der Google-Mutterkonzern Alphabet trumpfte dank klingender Kassen durch Schlange stehende Werbekunden mit einem Umsatzsprung um 57 Prozent auf. Microsoft rechnet dauerhaft mit einem rasanten Wachstum seiner Cloud-Sparte. Und Apple profitierte im abgelaufenen Quartal von der regen Nachfrage nach den besonders teuren 5G-fähigen iPhones und einem starken China-Geschäft. Der wertvollste Technologiekonzern der Welt verdoppelte so nahezu seinen Gewinn auf nie in einem Frühjahrsquartal erreichte 21,7 Milliarden Dollar.

Apple überraschte allerdings mit seinen Sorgen, dass sich die Chip-Krise im laufenden Quartal auch auf die Produktion von iPhones auswirken könnte - der Umsatzgarant des Konzerns, der fast die Hälfte aller Einnahmen ausmacht. Bisher hatte die weltweite Knappheit an Halbleitern lediglich Mac-Computer und iPads in geringerem Umfang betroffen. Das Wachstum von Juli bis September werde hinter dem Plus von 36,4 Prozent aus dem Vorquartal zurückbleiben, prognostizierte Apple. Das ließ die Aktien nachbörslich deutlich sinken.

BOOM VON WERBUNG AUF DIGITALEN KANÄLEN

Den US-Technologiekonzernen kommt zugute, dass in der Corona-Krise das Online-Geschäft an Relevanz gewonnen hat und diese nun nicht mehr abgibt. Der Digitalchef der Werbeagentur WPP Mindshare, Tom Johnson, sagte, im Gegensatz zur Zeit vor der Pandemie konzentrierten sich Anzeigenkunden stärker auf digitale Kanäle. Googles Werbeeinnahmen kletterten dementsprechend von April bis Juni um fast 70 Prozent auf 50,4 Milliarden Dollar.

Noch stärker in die Höhe schossen die Erlöse des Videoportals YouTube, das auf ein Plus von fast 84 Prozent auf sieben Milliarden Dollar kam und damit auf ein ähnliches Niveau wie der Streaming-Pionier Netflix. Nur der Gewinn von Alphabet legte mit 18,53 Milliarden Dollar nach 6,96 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum noch deutlicher zu. Das schürte die Erwartungen an Facebook. Das weltgrößte Internet-Netzwerk legt seine Quartalszahlen am Mittwoch nach US-Börsenschluss vor.

MICROSOFT GLÄNZT MIT AZURE UND TEAMS

Bei Microsoft glänzte vor allem das Cloud-Geschäft Azure, das auf ein Erlösplus von 51 Prozent kam. Zudem erwartet der weltgrößte Softwareanbieter, dass Azure weiterhin rasant wächst. Seit vielen Quartalen baut Microsoft kontinuierlich seine Cloud-Sparte aus und profitiert davon, dass immer mehr Unternehmen darauf verzichten, eigene, teure Rechenzentren zu betreiben. Stattdessen nehmen sie lieber die Dienste von Cloud-Plattformen in Anspruch, die ihnen auf externen Servern Speicherplatz sowie Anwendungen zur Verfügung stellen. Mit Azure ist Microsoft zur Nummer zwei im Markt hinter AWS von Amazon aufgestiegen und holte jüngst weiter auf.

In der Corona-Krise ist daneben auch die Kommunikations-Software Teams gefragt, die unter anderem mit Slack konkurriert. Der Konzernumsatz legte um mehr als ein Fünftel auf 46,2 Milliarden Dollar zu. Ähnlich wie Apple macht auch Microsoft die Chip-Krise zu schaffen, die vor allem das Hardware-Geschäft mit den Surface-Laptops und XBox-Spielekonsolen beeinflusst.

REGULIERER NEHMEN TECH-KONZERNE IN DEN BLICK

Bei Apple kletterten vor allem dank der iPhones die Erlöse in den drei Monaten zum 26. Juni um 36 Prozent auf 81,4 Milliarden Dollar. Besonders gut schnitt der US-Konzern in China ab: "Es war nicht nur das iPhone", sagte Firmenchef Tim Cook. Es habe auch einen Quartalsrekord beim Mac, bei Wearables und bei Dienstleistungen gegeben. Kunden kombinierten ihre iPhones beispielsweise gern mit der Apple Watch. Im dritten Geschäftsquartal seien die Umsätze in China um 58 Prozent auf 14,76 Milliarden Dollar gestiegen.

Ungemach droht den US-Technologiekonzernen weltweit durch das Wettbewerbsrecht. US-Präsident Joe Biden will die Marktmacht der einzelnen Akteure einhegen und den Unternehmen mehr auf die Finger schauen. Und es laufen bereits mehrere Gerichtsverfahren mit dem Ziel, den Wettbewerb anzustacheln. In Deutschland nimmt das Bundeskartellamt US-Technologiekonzerne wie Apple, Amazon und Google stärker unter die Lupe.

Amazon.com

WKN 906866 ISIN US0231351067

Apple

WKN 865985 ISIN US0378331005

Meta Platforms

WKN A1JWVX ISIN US30303M1027

Microsoft Corp

WKN 870747 ISIN US5949181045

Netflix

WKN 552484 ISIN US64110L1061

Salesforce

WKN A0B87V ISIN US79466L3024
Salesforce Chart
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