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Neuer Chef des Ölkonzerns OMV will Konzernumbau vorantreiben

03.09.2021
um 10:12 Uhr

- von Alexandra Schwarz-Goerlich

Wien (Reuters) - Der Wiener Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV steht nach Worten seines neuen Vorstandschefs Alfred Stern vor dem größten Wandel in der Unternehmensgeschichte.

Wie das Unternehmen in Zukunft aussehen soll, dazu will sich der Manager, der im September das Ruder übernommen hat, allerdings noch nicht in die Karten schauen lassen. "Ich möchte Sie bitten, mir noch ein paar Wochen Zeit zu geben, bis wir die Strategie ausgearbeitet haben", sagte Stern bei seinem ersten Auftritt vor Journalisten. Er folgt auf den langjährigen Konzernchef Rainer Seele, der das Unternehmen Ende August verlassen hat. Bis Jahresende sollen die Pläne stehen und im ersten Quartal präsentiert werden.

Die Säulen der Strategie würden die Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und ein Bekenntnis zu den Pariser Klimazielen sein. "Es führt kein Weg daran vorbei, die Optimierung in Richtung Nachhaltigkeit vorzunehmen", betonte Stern. Damit lässt der OMV-Boss aber vorerst offen, ob sich das teilstaatliche Unternehmen in Zukunft aus dem ertragreichen Geschäft mit dem fossilen Energien zurückziehen könnte. Die OMV betreibt drei Raffinerien in Österreich, Deutschland und Rumänien. Die Raffinerie Schwechat nahe Wien zählt zu den größten Co2-Emittenten des Landes.

Um die Pariser Ziele zu erreichen, müssen insbesondere Ölkonzerne ihre Treibhausgasemissionen massiv senken. Umweltschützer fordern, dass die OMV der Öl- und Gasproduktion den Rücken kehrt und auf erneuerbare Energien umsteigt. Ob der Konzern in diesen Bereich investieren wird, ließ Stern ebenfalls offen. Angesichts der Energiewende und dem Druck der Investoren treiben derzeit Ölmultis wie Shell oder BP einen Radikalumbau in Richtung Wind, Solar und Wasserstoff voran. Nach Einschätzung des OMV-Chefs wird in zehn Jahren kein Öl- und Gasunternehmen mehr so aussehen wie heute. Die Herausforderungen seien schwierig, aber man müsse sie auch als Chance erkennen, sagte er. "Unsere Strategie werden wir auf der Basis machen, wo wir uns differenzieren können, wo wir glauben, dass wir den Wettbewerb schlagen können". Erreichbar sei dies nur durch Innovation und Technologie.

Fest steht für den studierten Kunststofftechniker bereits, dass der mit dem milliardenschweren Kauf des Petrochemiekonzerns Borealis eingeschlagene Weg in Richtung Chemie fortgesetzt wird. "Die Entscheidung, die Borealis zu kaufen, war eine richtige", sagte Stern, der den Kunststoffkonzern viele Jahre leitete. Damit habe man sich ein Wachstumsfeld im Bereich Chemie und Kreislaufwirtschaft zugekauft. Kein anderer Ölkonzern würde über so einen hohen Anteil an Chemie im Portfolio verfügen. Die Halbjahresergebnisse, die nach der Delle infolge der Corona-Pandemie einen Rekord brachten, würden den eingeschlagenen Weg bestätigen. Dank gestiegener Ölpreise sowie hohen Polyolefin-Margen bei Borealis wurde der um Lagereffekte bereinigte operative Gewinn (CCS Ebit) auf 2,2 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Rund die Hälfte des Gewinns kommt von der neuen Chemie-Sparte, die zum wichtigen dritten Standbein - neben der Suche und Förderung von Öl- und Gas sowie dem Raffinerie- und Tankstellengeschäft wurde.

Bis wann der Konzernumbau abgeschlossen sein soll, ließ Stern unbeantwortet. "Transformation ist nichts was man hauruck über Nacht macht." Solche Prozesse seien schließlich ein steiniger Weg.

OMV AG

WKN 874341 ISIN AT0000743059