Reuters

Studie - Mindestlohn von zwölf Euro würde breite Wirkung entfalten

17.09.2021
um 09:57 Uhr

Berlin (Reuters) - Ein Mindestlohn von zwölf Euro könnte auch jenseits von Branchen mit traditionell vielen Niedriglöhnern wie dem Gastgewerbe oder dem Einzelhandel eine breite Wirkung entfalten.

Mehr Geld für ihre Arbeit dürften etwa auch Beschäftigte in Arztpraxen, Anwaltskanzleien und den Büroetagen deutscher Unternehmen erwarten, wie aus einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht. Frauen würden demnach von einem höheren Mindestlohn überdurchschnittlich profitieren, insbesondere wenn sie in Teilzeit arbeiten oder einen befristeten Arbeitsvertrag haben.

Beschäftigte in kleineren Betrieben ohne Tarifbindung zählen demnach ebenfalls zu den Hauptbegünstigten. Regional würde ein höherer Mindestlohn vor allem Beschäftigte im Osten und Norden Deutschlands erreichen. Für die Untersuchung wurden Gehaltsangaben von annähernd 200.000 Beschäftigten ausgewertet.

Derzeit liegt der 2015 eingeführte gesetzliche Mindestlohn bei 9,60 Euro. Er soll in zwei Schritten bis zum 1. Juli 2022 auf 10,45 Euro steigen. Zuständig für die turnusmäßige Anpassung des Niveaus ist eine ständige unabhängige Mindestlohnkommission. Sie besteht aus einem Vorsitzenden, sechs stimmberechtigten ständigen Mitgliedern aus dem Kreis der Sozialpartner und zwei beratenden Mitgliedern aus der Wissenschaft ohne Stimmrecht.

SPD und Grüne fordern eine Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro, die Linkspartei auf 13 Euro. Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet lehnt die Forderung nach einem solchen politisch festgesetzten Mindestlohn ab.