Reuters

EZB-Direktorin - Ein Ende der Anleihenkäufe bereitet Boden für Zinserhöhung

20.09.2021
um 14:47 Uhr

Frankfurt/Berlin (Reuters) - Die EZB signalisiert eine behutsame Abkehr von der seit Ausbruch der Corona-Pandemie gängigen Praxis der massiven Anleihenkäufe.

Mit einem aufgehellten Inflationsausblick werde es nicht mehr so wichtig, wie hoch das Volumen der Wertpapierkäufe ausfalle oder wann das Zukauf-Tempo verringert werde, sagte EZB-Direktorin Isabel Schnabel am Montag auf einer Online-Veranstaltung der lettischen Notenbank. "Es ist das Enddatum, das signalisiert, dass die Bedingungen für eine Anhebung der Zinsen näher rücken", fügte die deutsche Ökonomin hinzu. Für die Abfolge und zeitliche Planung bedürfe es einer sorgfältigen Orientierungslinie, wenn die Zeit dafür gekommen sei.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte angesichts der Erholung der Wirtschaft von der Corona-Krise beschlossen, das Tempo ihrer großangelegten Notfall-Anleihenkäufe moderat zu verringern. Die Käufe im Rahmen des Ankaufprogramms PEPP sollen noch bis mindestens Ende März 2022 fortgesetzt werden. Wie es danach weitergeht, wird wahrscheinlich auf der Zinssitzung im Dezember geklärt werden.

Der lettische Notenbankchef Martins Kazaks betonte, die EZB werde beim Herunterfahren der Krisenhilfe "sehr vorsichtig" vorgehen. Es werde auch nach einem Ende des PEPP-Programms weiterhin Unterstützung nötig sein. Laut EZB-Chefvolkswirt Philip Lane sollen die Anleihenkäufe auch nach einem Abschalten von PEPP nicht abrupt gestoppt werden. Parallel zum Notfallprogramm läuft derzeit noch ein "APP" genanntes kleineres Anleihenprogramm. Viele Beobachter erwarten, dass dessen Volumen aufgestockt wird, falls PEPP ausläuft. Das ältere APP-Programm ist bislang zugleich so angelegt, dass es kurz vor einer Zinserhöhung auslaufen soll. Schnabel hatte jüngst darauf verwiesen, dass die Zentralbank vor einer Zinserhöhung zunächst davon überzeugt sein müsse, dass sich die Inflation mittelfristig dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB annähere.

Die Teuerungsrate im Euroraum war im August auf 3,0 Prozent hochgeschnellt, den höchsten Wert seit rund zehn Jahren. Dennoch hat die Zentralbank den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent belassen. Die Ökonomen der EZB gehen in ihrer jüngsten Prognose davon aus, dass die Inflationsrate dieses Jahr 2,2 Prozent erreichen wird. Für 2022 erwarten sie allerdings nur eine Teuerungsrate von 1,7 Prozent und für 2023 von 1,5 Prozent, womit die Zwei-Prozent-Marke der EZB wieder unterschritten würde.