Reuters

Löhne der Deutschen steigen - Real aber noch unter Vorkrisen-Niveau

22.09.2021
um 09:17 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Löhne in Deutschland sind im Frühjahr so stark gestiegen wie seit mindestens 2007 nicht mehr.

Dennoch haben die Beschäftigten unterm Strich noch nicht wieder so viel verdient wie vor der Corona-Krise, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Die Nominallöhne - also die Bruttomonatsverdienste samt Sonderzahlungen - lagen zwischen April und Juni um 5,5 Prozent höher als im Vorjahresquartal. Da die Verbraucherpreise zugleich um 2,4 Prozent kletterten, ergibt dies ein reales (preisbereinigtes) Plus von rund 3,0 Prozent. Beide Anstiege sind die höchsten seit Beginn der Datenreihe 2007. "Damit wurden zwar die nominalen Lohneinbußen um 4,0 Prozent aus dem zweiten Quartal 2020 überkompensiert", sagte Statistik-Expertin Susanna Geisler. "Der deutliche Anstieg der Inflation hat aber dazu geführt, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer real noch nicht wieder so viel verdienen wie vor der Krise."

Wegen zunehmender Lockerungen der Maßnahmen im Kampf gegen die Virus-Pandemie wurde im zweiten Quartal weniger Kurzarbeit in Anspruch genommen. Dies führte zu gestiegenen Bruttomonatsverdiensten, da sich die Wochenarbeitszeit wieder normalisierte und das Kurzarbeitergeld nicht zum Bruttoverdienst zählt. Insgesamt hat sich die bezahlte Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten im Vergleich zum Vorjahresquartal um durchschnittlich 4,2 Prozent auf 38,3 Stunden erhöht. Damit wurde das Vorkrisenniveau aber noch nicht wieder erreicht: Im Frühjahr 2019 hatte dieser Wert bei 39,2 Stunden gelegen.

Am stärksten stiegen die Löhne in diesem Frühjahr bei ungelernten und angelernten Beschäftigten mit je 9,3 Prozent. Diese Gruppen wiesen im Vorjahresquartal aber auch die größten Verdienstrückgänge (-7,4 Prozent und -8,9 Prozent) auf, so dass es hier einen Aufholeffekt gab. Herausgehobene Fachkräfte (4,6 Prozent) und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in leitender Stellung (3,4 Prozent) verzeichneten unterdurchschnittliche Verdienstzuwächse. Sie waren allerdings vor Jahresfrist auch weniger stark von Verdienstrückgängen (-2,4 Prozent beziehungsweise -2,0 Prozent) betroffen.