Reuters

Allensbach-Chefin regt Diskussion über Briefwahl an

27.09.2021
um 16:57 Uhr

Berlin (Reuters) - Allensbach-Chefin Renate Köcher regt eine Diskussion über die Briefwahl an.

Das Thema müsse debattiert werden, sagte Köcher am Montag zu Journalisten. Die Demoskopin verwies dabei auf den "einmaligen" Anstieg der Wähler, die im voraus per Briefwahl abstimmten. Dadurch entstehe ein "unterschiedlicher Bezugsrahmen und Zeitraum" zwischen denjenigen, die vorab ihr Votum träfen und denjenigen, die das vor Ort an der Wahlurne täten. So sei es möglicherweise schwieriger, die Vorstellung von einer freien, geheimen Wahl zu Hause einzuhalten. Wegen der Corona-Krise hat sich der Anteil der Briefwähler bei der Bundestagswahl im Vergleich zu vor vier Jahren auf mehr als 40 Prozent verdoppelt.

Köchers Kollege Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen (FGW) kam auf das Wahlergebnis der Union zu sprechen. Dort hätten ähnlich wie 1998 vor allem ältere Wähler der CDU/CSU die Rote Karte gezeigt. Kanzlerkandidat Armin Laschet habe keine Unterstützung in der Wählerschaft und auch nicht in der potenziellen Wählerschaft gefunden. Ein Fehler sei auch gewesen, dass man der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel Fehler zuschreiben habe wollen und sie mit der "Illusion auf bessere Ergebnisse" aus der Position der Parteivorsitzenden gedrängt habe. Letztlich sei es eher dem SPD-Kandidaten und amtierenden Finanzminister Olaf Scholz gelungen, den Eindruck zu erwecken, die erfolgreiche Merkel-Ära fortsetzen zu können.

Nico Siegel, Geschäftsführer von Infratest Dimap, sagte, es werde schwierig, vor Weihnachten eine Regierung zustande zu bringen.