Reuters

Erneut Luftangriff auf Hauptstadt der äthiopischen Region Tigray

20.10.2021
um 11:47 Uhr

Addis Abeba (Reuters) - Die Hauptstadt der äthiopischen Unruhe-Region Tigray ist am Mittwoch erneut attackiert worden.

Es sei bereits das zweite Mal in dieser Woche, dass Mekelle Ziel eines Luftangriffs geworden sei, berichtete der regionale Fernsehsender Tigrai Television. Getroffen worden sei das Zentrum der Stadt. Der Sender wird von der Tigray Volksbefreiungsfront (TPLF) kontrolliert, die mit der Zentralregierung des Landes um die Vorherrschaft ringt. Der Anführer der TPLF-Einheiten erklärte, der Angriff auf Mekelle zeige, dass die Zentralregierung sich nicht um die Zivilbevölkerung schere. Die Regierung in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba teilte mit, Ziel sei ein Gebäude gewesen, in dem TPLF-Kräfte Waffen repariert hätten. Über Opfer sei nichts bekannt. Seit fast einem Jahr liefern sich beide Seiten Kämpfe, in denen Tausende Menschen getötet und über zwei Millionen vertrieben wurden.

Bereits zwei Tage zuvor hatten Rebellen-Einheiten in Tigray der Zentralregierung vorgeworfen, ihre Luftwaffe habe zwei Angriffe auf Mekelle geflogen. Obwohl die Regierung in Addis Abeba dies anfangs bestritten hatte, berichteten später staatliche Medien über die Luftangriffe.

Seit Abiy Ahmed 2018 das Amt als Ministerpräsident übernommen hat, kommt es immer wieder zu Unruhe und Gewalt in Äthiopien. Im November 2020 lieferten sich in Tigray im Norden Einheiten der damaligen Regionalregierung der TPLF und Regierungstruppen Kämpfe. Nach sechs Wochen wurden die TPLF-Führung aus dem Amt vertrieben und in Tigray Regierungstruppen stationiert. Allerdings gelang es der TPLF einige Monate später, Mekelle und den größten Teil Tigrays wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Auch in zwei anderen Regionen Äthiopiens sind die Kämpfe zwischen TPLF-Einheiten und Regierungssoldaten in jüngster Zeit intensiver geworden. Abiys Truppen versuchen, von der TPLF eingenommene Gebiete zurückzuerobern.

Im Konflikt in dem nordafrikanischen Land spielen ethnische Gruppen eine große Rolle. Äthiopien, eine Föderation aus zehn ethnischen Regionen, wurde jahrzehntelang von Tigray dominiert, bis Abiy Ministerpräsident wurde. Er selbst gehört der Bevölkerungsmehrheit der Oromo an. 2019 erhielt Abiy den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen um Aussöhnung mit dem Nachbarland Eritrea.