Reuters

Triebwerksbauer stellen Airbus-Expansionspläne in Frage

29.10.2021
um 12:32 Uhr

München (Reuters) - Die Triebwerks-Lieferanten MTU Aero und Safran setzen neue Fragezeichen hinter die ehrgeizigen Expansionspläne des europäischen Flugzeugbauers Airbus.

Eine Ausweitung der Produktion der A320-Baureihe auf 65 Maschinen pro Monat bis Mitte 2023, wie Airbus sie plant, sei machbar, signalisierten die Chefs von MTU und Safran am Freitag. Schließlich habe Airbus schon vor der Krise bis zu 63 Flugzeuge anvisiert. Überlegungen, bis Mitte des Jahrzehnts 70 oder gar 75 A320 und A321 pro Monat zu bauen, sehen sie aber skeptisch: "Wenn wir genügend Vorlauf haben, ein oder zwei Jahre, ist das von unserer Seite schon darstellbar", sagte MTU-Chef Reiner Winkler. Doch auch kleinere Zulieferer müssten mithalten können.

"Die Lieferkette ist in der Krise stark geschwächt worden", warnte der Chef des größeren Rivalen Safran, Olivier Andries. Produktionsraten von mehr als 65 Flugzeugen wären eine Herausforderung. Kleinere Lieferanten leiden unter Personalmangel, nachdem die Flugzeugbauer die Produktion in der Krise drastisch gedrosselt hatten, weil die Kunden reihenweise Bestellungen stornierten oder auf die lange Bank schoben. Airbus hatte sie um ein Drittel auf 40 A320 pro Monat heruntergefahren, fährt die Produktion aber derzeit wieder hoch. MTU und Pratt & Whitney sowie Safran und GE liefern die beiden Triebwerks-Varianten für A320 und A321.

Winkler und sein französischer Kollege stellen in Frage, ob der Bedarf für bis zu 75 A320 im Monat überhaupt vorhanden ist: "Für uns bleibt auch die Frage, ob solche Raten mittelfristig nachhaltig sind. Diese Frage ist immer noch offen", so Andries. MTU-Chef Winkler verwies darauf, dass Airbus-Kunden die Pläne kritisiert hätten. Die großen Flugzeugleasing-Gesellschaften fürchten um die Preise, wenn zu viele Maschinen auf dem Markt sind.

Trotzdem erwartet Winkler ein wachsendes Geschäft: In diesem Jahr soll der Umsatz von MTU um bis zu zehn Prozent auf 4,3 bis 4,4 Milliarden Euro zulegen. Größere Zuwächse verhinderten der ungünstige Dollar-Kurs und die verhaltenere Entwicklung in der Wartung von zivilen Flugzeugtriebwerken, mit der MTU den größten Teil des Umsatzes macht. Zwar bildeten sich schon Warteschlagen vor den Hallen, doch brauchten die Maschinen weniger Ersatzteile als gedacht, sagte Winkler. In den ersten neun Monaten lag der Konzernumsatz mit 3,01 (2020: 2,96) Milliarden Euro nur leicht über Vorjahr - bei einem stabilen Dollarkurs wäre er um acht Prozent gestiegen. In der Flugzeugindustrie wird gewöhnlich in der US-Währung abgerechnet. Im kommenden Jahr wolle MTU weiter wachsen, sagte Winkler.

Der Gewinn sei davon dank Kurssicherungsmaßnahmen (Hedging) kurzfristig nicht betroffen, sagte Finanzchef Peter Kameritsch. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) stagnierte von Januar bis September bei 307 (311) Millionen Euro, die Umsatzrendite lag bei 10,2 Prozent. Bis zum Jahresende wolle MTU auf 10,5 Prozent kommen, das obere Ende der bisher genannten Spanne von 10,0 bis 10,5 Prozent. Das trieb die MTU-Aktie um 2,6 Prozent auf 192,35 Euro nach oben. Für Winkler ist eine Marge von 10,5 Prozent aber nicht das Ende der Fahnenstange: "Mittelfristig wollen wir wieder auf ein Niveau kommen, das wir vor der Krise schon hatten. Im nächsten Jahr werden wir das aber noch nicht schaffen."

Airbus SE

WKN 938914 ISIN NL0000235190

Boeing Co.

WKN 850471 ISIN US0970231058

MTU Aero Engines AG

WKN A0D9PT ISIN DE000A0D9PT0