Reuters

Bilanzpolizei kritisiert K+S - Verunsicherung bei Anlegern

11.11.2021
um 11:12 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der Salz- und Düngemittelhersteller K+S kann eine Überprüfung seiner Bilanz durch die deutschen Finanzaufseher noch nicht abhaken.

In einer vorläufigen Einschätzung habe sich die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR), die mit der Untersuchung von der Finanzaufsicht Bafin zu Jahresbeginn beauftragt worden war, kritisch geäußert, teilte K+S am Donnerstag mit. Die Bilanzpolizei habe unter anderem bemängelt, dass das Unternehmen die Werthaltigkeit seiner Einheit Kali- und Magnesiumprodukte nicht sachgerecht ermittelt habe. K+S hält das für unbegründet, die Prüfung durch die DPR dauert an.

An der Börse fielen die Aktien des MDax-Konzerns um rund neun Prozent. Auch eine neue Strategie, die K+S ankündigte, und ein Ergebnissprung im dritten Quartal stimmten Anleger nicht um.

Das Kasseler Unternehmen war wegen milliardenschwerer Abschreibungen ins Visier der Bafin geraten. Die Finanzaufsicht hatte eine Prüfung der Bilanzen von K+S angeordnet, da sie konkrete Anhaltspunkte dafür sah, dass das Unternehmen Vermögenswerte zu hoch bemessen haben könnte und der Wertminderungsbedarf bereits zu einem früheren Zeitpunkt hätte erfasst werden müssen. Das hatte K+S zurückgewiesen und auf ein uneingeschränktes Testat für den Abschluss von den Wirtschaftsprüfern von Deloitte verwiesen.

Die Wertberichtigungen fielen an, da sich das Unternehmen bei der langfristigen Entwicklung der Kalipreise verschätzt hatte. Das brockte K+S 2020 einen Verlust von rund 1,8 Milliarden Euro ein. Inzwischen ist K+S wegen gestiegener Kalipreise wieder deutlich optimistischer für das Geschäft gestimmt. Daraus ergibt sich eine Wertzuschreibung der Einheit Kali- und Magnesiumprodukte, die das Konzernergebnis im dritten Quartal mit rund 1,4 Milliarden Euro positiv beeinflusste. Zusammen mit weiteren Wertaufholungen, die in den Vorquartalen vorgenommen wurden, würden damit die Wertminderungen des Vorjahresquartals vollständig aufgeholt, erklärte K+S.

Die Bilanzpolizei DPR hat nach Angaben von K+S die von der Firma getroffenen langfristigen Kali-Preisannahmen zwar nicht beanstandet. Sie sei jedoch vorläufig zu dem Schluss gekommen, dass wesentliche Annahmen für die Bewertung nicht sachgerecht gewesen seien. Zudem seien die Änderungen teilweise nicht plausibel und die mit den Vermögenswerten verbundene Unsicherheit nicht ausreichend berücksichtigt worden. Damit sei der Nutzungswert nicht verlässlich und wesentlich zu hoch ermittelt und die Werthaltigkeit nicht nachgewiesen worden. Die Bafin lehnte eine Stellungnahme ab, bei der DPR war zunächst keine erhältlich.

Die Bafin und die DPR schauen seit dem Bilanzskandal beim Zahlungsanbieter Wirecard besonders genau hin. Den Behörden wird vorgeworfen, zu spät auf Hinweise über Ungereimtheiten in der Wirecard-Bilanz reagiert zu haben. Im Juni 2020 meldete der Dax-Konzern Insolvenz an und inzwischen ist klar, dass Wirecard jahrelang seine Bilanzen geschönt hat. Anleger, Kunden und Banken verloren Milliarden.

K+S LEGT SCHWERPUNKT KÜNFTIG AUF DÜNGEMITTELGESCHÄFT

Im dritten Quartal fuhr K+S wegen der Wertzuschreibung einen Konzerngewinn von 1,28 Milliarden Euro ein nach einem Verlust von 1,76 Milliarden vor Jahresfrist. Der operative Gewinn (Ebitda) legte dank höherer Preise um 50 Prozent auf 121 Millionen Euro zu, der Umsatz stieg um 32 Prozent auf 746 Millionen Euro. Die operative Rendite (Ebitda-Marge) lag bei gut 16 Prozent. Mit einer neuen Strategie will Vorstandschef Burkhard Lohr über einen Zyklus von fünf Jahren eine Marge von mehr als 20 Prozent erreichen.

Künftig will der Salz- und Düngemittelhersteller seinen strategischen Fokus auf das Kerngeschäft mit Kali- und Magnesiumprodukten legen. Es soll ausgebaut und neue Geschäftsfelder aufgebaut werden. Am europäischen Salzgeschäft, in dem K+S Marktführer ist, soll zwar festgehalten werden. Es wird aber nicht mehr als Kerngeschäft angesehen und soll keine strategischen Investitionen oder Zukäufe mehr erhalten. Sein amerikanisches Salzgeschäft hat der Konzern bereits im vergangenen Jahr verkauft.

K+S Aktiengesellschaft

WKN KSAG88 ISIN DE000KSAG888