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US-Konzerne dominieren Weltbörsen mehr denn je - Apple eilt voraus

29.12.2021
um 08:27 Uhr

- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Die Weltbörsen werden mehr denn je von US-Technologiekonzernen beherrscht.

Acht der zehn wertvollsten Unternehmen der Welt kommen Ende 2021 aus den USA. Der Smartphone- und Softwareriese Apple kratzt mit einem Börsenwert von 2,96 Billionen Dollar (Stichtag: 27. Dezember) als erster Konzern überhaupt an der Drei-Billionen-Marke. Die Apple-Aktie hat in diesem Jahr 31 Prozent zugelegt, wie aus Berechnungen der Unternehmensberatung EY und der Nachrichtenagentur Reuters hervorgeht. Microsoft schob sich mit einem Plus von 52 Prozent und einer Bewertung von 2,57 Billionen Dollar auf Platz zwei, Google-Eigentümer Alphabet rückte mit einem Kursplus von fast zwei Drittel und einer Marktkapitalisierung von 1,96 Billionen Dollar vom fünften auf den dritten Rang vor.

Alphabet allein ist damit mehr wert als die 40 Konzerne im deutschen Leitindex Dax zusammen, die umgerechnet auf knapp 1,9 Billionen Dollar kommen. Der wertvollste Dax-Wert hat seinen Sitz nicht in Deutschland: Der Gasekonzern Linde liegt mit 175 Milliarden Dollar weltweit auf Platz 77, nachdem er seinen Börsenwert seit der Fusion der amerikanischen Praxair mit der Münchner Linde AG verdoppelt hat. Der Softwarekonzern SAP bleibt mit 166 Milliarden Dollar 2021 der teuerste deutsche Konzern, fällt aber auf Platz 80 (2020: 72) zurück. Siemens (137 Milliarden) schafft es nach einem Jahr Pause wieder knapp unter die "Top 100".

Ende 2007, kurz vor der Finanzkrise, fanden sich noch sieben deutsche Unternehmen unter den 100 wertvollsten der Welt, Ende 2021 sind nur noch acht unter den "Top 200". "Die Bedeutung Europas an den Weltbörsen schrumpft, die Gewichte verschieben sich immer weiter in Richtung USA", stellt Henrik Ahlers, der Vorsitzende der Geschäftsführung von EY, fest. Von den Top 100 kamen 2007 noch 46 aus Europa, heute sind es 16 - gegenüber 61 aus den USA. Der Digitalisierungsschub, den die Corona-Pandemie ausgelöst habe, komme vor allem Technologiefirmen zugute, bei denen die USA die Nase vorn hätten, erläutert der EY-Chef.

SENKRECHTSTARTER BIONTECH BLEIBT DIE AUSNAHME

In Europa spielten dagegen immer noch vor allem etablierte Auto-, Pharma- und Rohstoffkonzerne eine große Rolle, erklärt Ahlers. Das wertvollste europäische Unternehmen ist jetzt der französische Luxuskonzern LVMH (414 Milliarden Dollar) auf Platz 19, gefolgt von Nestle (382 Milliarden) als Nummer 23. "Und wir haben – trotz des Finanzierungsbooms im Start-up-Sektor – zu wenige Jungunternehmen, die es beim Umsatz und beim Börsenwert an die Weltspitze schaffen", moniert Ahlers. Der Mainzer Impfstoff-Entwickler BioNTech ist aber einer der Senkrechtstarter des Jahres: Mit einem Marktwert von mehr als 61 Milliarden Dollar ist er unter den deutschen Firmen die Nummer zwölf und weltweit unter den Top 300. Seine Bewertung an der US-Technologiebörse Nasdaq hat sich binnen eines Jahres mehr als verdreifacht.

Die Krisengewinner an den Börsen sind die Chip-Konzerne, die von den Engpässen und hohen Preisen profitieren: Mit dem Grafik-Chip-Entwickler Nvidia (774 Milliarden Dollar) und dem Auftragsfertiger TSMC (567 Milliarden) sind 2021 zwei von ihnen unter die zehn wertvollsten Unternehmen der Welt aufgerückt. Verlierer sind die chinesischen Internet-Konzerne Tencent und Alibaba, die aus den "Top Ten" herausfielen. Bei Alibaba hat sich der Börsenwert halbiert. Für den Ölriesen Saudi Aramco, noch vor zwei Jahren die Nummer eins der Rangliste, ging es von Platz zwei auf vier. Sein Wert stagniert seit dem Börsengang bei 1,9 Billionen Dollar.

Für die Wachablösung in der Autobranche steht Tesla. Der Börsenwert des Newcomers hat sich binnen drei Jahren auf 1,1 Billionen Dollar fast verzwanzigfacht - das macht Platz sechs in der Rangliste. Volkswagen liegt als wertvollster der deutschen Autobauer trotz eines Kursplus von 30 Prozent mit 130 Milliarden Dollar nur auf Platz 112. Der teuerste Börsenneuling dieses Jahres ist der Elektroautobauer Rivian, der mit 96 Milliarden Dollar locker an Daimler (85 Milliarden) und BMW (66 Milliarden) vorbeigezogen ist.

Airbus SE

WKN 938914 ISIN NL0000235190

Apple Inc.

WKN 865985 ISIN US0378331005

Bayerische Motoren Werke AG

WKN 519000 ISIN DE0005190003

Johnson & Johnson

WKN 853260 ISIN US4781601046

LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton SE

WKN 853292 ISIN FR0000121014

Mercedes-Benz Group AG

WKN 710000 ISIN DE0007100000

Microsoft Corp.

WKN 870747 ISIN US5949181045

Nestle S.A.

WKN A0Q4DC ISIN CH0038863350

NVIDIA Corp.

WKN 918422 ISIN US67066G1040

Pfizer Inc.

WKN 852009 ISIN US7170811035

SAP SE

WKN 716460 ISIN DE0007164600

Siemens AG

WKN 723610 ISIN DE0007236101

Tencent Holdings Ltd

WKN A1138D ISIN KYG875721634

Tesla Inc.

WKN A1CX3T ISIN US88160R1014

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039