Reuters

Netzbetreiber Amprion sieht begrenzten Bedarf an neuen Gaskraftwerken

19.01.2022
um 07:07 Uhr

- von Vera Eckert und Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Frankfurt/Düsseldorf (Reuters) - Der Netzbetreiber Amprion hält nach den Worten seines Vorstandschefs Hans-Jürgen Brick den Bedarf an zusätzlichen Gaskraftwerken in der Energiewende für überschaubar.

In der Rahmenplanung bis 2037 gehe Amprion von zusätzlichen Gaskraftwerken mit einer Leistung von zwölf Gigawatt insgesamt

aus, sagte Brick der Nachrichtenagentur Reuters am Rande des "Handelsblatt Energiegipfels 2022". "Es ist noch genug Zeit da." Die Bundesregierung will mit den neuen Anlagen den Übergang zu einer klimaneutralen Stromproduktion absichern.

Deutschland will bis 2030 den Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie am gesamten Bedarf auf 80 Prozent erhöhen. Dies soll dazu beitragen, den Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids um 65 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Strom lässt sich bislang nur in einem begrenztem Maße speichern. Daher muss die schwankende Erzeugung aus Wind und Sonne abgesichert werden, um die Netze jederzeit im Gleichgewicht zu halten.

Auf der Konferenz hatten Vertreter der Energiewirtschaft den zusätzlichen Bedarf an Gaskraftwerksleistung bis 2030 auf 20 bis 40 Gigawatt beziffert. Dies entspricht einer Leistung von bis zu 40 Atomkraftwerken. Ein durchschnittlicher Gaskraftwerksblock verfügt über eine Leistung von rund 400 Megawatt.

E.ON-Chef Leonhard Birnbaum warnte davor, dass die zurzeit noch kontrovers diskutierten EU-Taxonomie-Pläne für die Energieinfrastruktur, die die Nachhaltigkeit von Investitionen auch in Gaskraftwerke bewerten soll, den Bau neuer Anlagen gefährden könne. Dies sei eine Gefahr für die Stromversorgung der Industrie und damit für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft insgesamt.

Brick verwies auf die Erfahrung der großen Netzbetreiber im Umgang mit Schwankungen im System. Die Netzbetreiber seien dank verbesserter Prozesse und neuem Equipments mit großen Herausforderungen fertiggeworden. Im Februar vergangenen Jahres hätte die deutsche Wind- und Sonneneinspeisung wetterbedingt einmal an einem Tag nur 342 Megawatt betragen, was der Stromproduktion eines kleinen Gaskraftwerk entspricht. An einem anderen Tag zwei Monate später sei der Wert auf 74 Gigawatt nach oben geschossen. Auch dies hätten die vier Übertragungsnetzbetreiber Amprion, 50Hertz, Tennet und TransnetBW im Griff gehabt. An Amprion hält der größte deutsche Stromerzeuger RWE rund 25 Prozent.

ENBW ENERGIE BAD.-WUE. ON

WKN 522000 ISIN DE0005220008

RWE AG INH O.N.

WKN 703712 ISIN DE0007037129