Reuters

Große Kapitalanleger legen die Latte beim Klimaschutz höher

25.01.2022
um 09:07 Uhr

München (Reuters) - 69 große Kapitalanleger wie Versicherungen und Pensionsfonds wollen beim Umweltschutz mehr Druck machen und künftig auch Staaten an ihrem Engagement für den Klimawandel messen.

Die "Net-Zero Asset Owner Alliance" (AOA) will die CO2-Emissionen der von ihren Mitgliedern finanzierten Unternehmen und Projekte bis 2030 um 49 bis 65 Prozent senken, wie die Initiative am Dienstag ankündigte. Das Bündnis, zu dem unter anderem die Allianz, die Münchener Rück, Zurich und Swiss Re gehören, verwaltet zusammen 10,4 Billionen Dollar. Bis 2050 sollen ihre Anlage-Portfolien vollständig klimaneutral sein und auf diese Weise dazu beitragen, dass sich die Erde um nicht mehr als 1,5 Grad erwärmt.

Das Zwischenziel für 2025 hat die AOA verschärft: Dann sollen die Emissionen um 22 bis 32 (bisher 16 bis 25) Prozent niedriger sein als 2020. "Das ist schließlich jetzt die entscheidende Dekade für die globale Erwärmung", sagte der Vorsitzende der AOA, Allianz-Vorstand Günther Thallinger, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Die Ziele sollen künftig nicht nur für Aktien, Unternehmensanleihen und Immobilien gelten, sondern auch für die Finanzierung von Infrastruktur, bei der Versicherer und Fonds eine immer größere Rolle spielen.

Auch Investments in Staatsanleihen will die Klima-Allianz bald unter dem Aspekt des Klimaschutzes bewerten. Man stehe noch am Anfang, räumte Thallinger ein. "Wir müssen uns erst einmal klarwerden, wie man Emissionen auf staatlicher Ebene misst. Ist ein produktionsbasierter Ansatz sinnvoll oder ein konsumbasierter?" Bis zum Herbst wollen die Kapitalanleger einen gemeinsamen Nenner finden. "Damit wollen wir die Grundlage für den Dialog mit Regierungen schaffen." Man werde Staaten keine Klimaziele vorschreiben, betonte der Allianz-Vorstand. "Aber wir machen klar, welche Entwicklung wir erwarten, um weiter Finanzierungspartner zu bleiben." Gerade Versicherer gehören zu den wichtigsten Käufern von Staatsanleihen, die als langfristig sichere Anlage gelten.

Auf Unternehmen wollen die Mitglieder der AOA dagegen aktiv zugehen: Die Erzeuger der Klimagase - etwa Kohlekraftwerke, aber auch Zement- oder Aluminium-Hersteller - sollen zum Umstieg auf eine umweltfreundlichere Produktion gebracht werden. Notfalls wollen sich die Investoren von ihren Anteilen trennen.

Seit der Gründung im Jahr 2019 ist die Net-Zero Asset Owner Alliance deutlich gewachsen. Allein im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Mitglieder nach ihren Angaben mehr als verdoppelt, ebenso das von ihnen verwaltete Vermögen.

Allianz SE

WKN 840400 ISIN DE0008404005

Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG in München

WKN 843002 ISIN DE0008430026

Swiss Re AG

WKN A1H81M ISIN CH0126881561

Zurich Insurance Group AG

WKN 579919 ISIN CH0011075394