Reuters

Regierung erwartet langsamere Erholung von Corona-Krise bei hoher Inflation

26.01.2022
um 12:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Die konjunkturelle Erholung von der Coronavirus-Krise wird in diesem Jahr schwächer als bisher erwartet ausfallen und mit einer stärkeren Inflation einhergehen.

Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesregierung in ihrem Jahreswirtschaftsbericht 2022, der am Mittwoch im Kabinett beschlossen wurde. Reuters hatte bereits am vergangenen Freitag über die wichtigsten Prognosen berichtet.

Konkret rechnet der neue Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit einer Teuerungsrate von 3,3 Prozent in diesem Jahr - nach 3,1 Prozent 2021. Wegen Lieferkettenproblemen und hohen Energiepreisen war die Inflation zuletzt sprunghaft gestiegen. Eine höhere Jahresrate wurde zuletzt vor fast 30 Jahren ermittelt - 1993 mit damals 4,5 Prozent. Die Tarifabschlüsse für 2021 seien moderat gewesen, heißt es im Jahreswirtschaftsbericht. Hier sei dieses Jahr mit höheren Abschlüssen zu rechnen, nicht aber wie vor der Pandemie. "Für eine Lohn-Preis-Spirale gibt es derzeit keine Anzeichen."

Das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr schätzt die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP auf 3,6 Prozent. Die Vorgängerregierung war im Herbst noch von 4,1 Prozent ausgegangen. 2021 hatte die deutsche Wirtschaft um 2,7 Prozent zugelegt. Damit konnte der Einbruch aus dem ersten Corona-Krisenjahr 2020 von damals 4,6 Prozent nicht ausgeglichen werden. Das Vorkrisenniveau dürfte Ökonomen zufolge erst im Frühjahr wieder erreicht werden.

"Die Folgen der Corona-Pandemie sind weiterhin spürbar und etliche Unternehmen haben damit zu kämpfen", sagte Habeck. Die Bundesregierung geht von einem schwachen Start ins neue Jahr aus. Im Jahresverlauf sollte sich die Lage dann aber bessern. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass Corona-Einschränkungen zunehmend zurückgenommen werden und sich die Lieferkettenprobleme der Industrie allmählich auflösen.

"Die Perspektiven für den Arbeitsmarkt sehen ganz gut aus", so Habeck. Die Regierung kalkuliert 2022 mit einer Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent, das wären 0,6 Prozentpunkte weniger. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte im Schnitt bei 45,3 Millionen Personen liegen - ein Anstieg von 425.000.

Habeck nannte den Umbau Deutschlands in Richtung Klimaneutralität eine Jahrhundertaufgabe, aber auch eine große Chance. Energie müsse bezahlbar bleiben und Klimaschutz sozial abgefedert werden. Hierfür werde die Finanzierung über die sogenannte EEG-Umlage - also den Strompreis-Aufschlag für den Ökostrom-Ausbau - spätestens 2023 abgeschafft. Es würden dann Mittel aus Klimafonds herangezogen.