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Insider - EZB will bei neuem Programm Geld aus Bankensystem abziehen

28.06.2022
um 09:52 Uhr

Sintra (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) will Insidern zufolge Geld aus dem Bankensystem abziehen.

Damit sollen mögliche Anleihekäufe zur Deckelung der Kreditkosten für hoch verschuldete Euro-Staaten ausgeglichen werden, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. Demnach könnte ein neues Anleihekaufprogramm mit Auktionen verknüpft werden, bei denen Banken Geld bei der EZB zu besseren Konditionen als dem üblichen Einlagenzinssatz parken können. Dies würde es der EZB ermöglichen, die Anleihekäufe im Rahmen des neuen Programms zu "sterilisieren". Vor einem Jahrzehnt hatte sie schon einmal solche wöchentlichen Maßnahmen durchgeführt, um Liquidität abzuschöpfen. Eine Sprecherin der EZB lehnte eine Stellungnahme ab.

Die Renditen für Staatsanleihen von Italien und anderen stark verschuldeten Länder sind in den vergangenen Monaten in die Höhe geschnellt, weil die EZB ihre Wertpapierkäufe auslaufen lässt und im Juli erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt ihren Leitzins anheben will. Damit wollen die Währungshüter die Inflation eindämmen.

Die Marktturbulenzen haben die EZB gezwungen, die Arbeit an einem neuen Anleihekaufprogramm zu beschleunigen. Damit sollen die Renditen gedämpft werden, deren Anstieg Ländern wie Italien viele Milliarden Euro kostet. Die Zentralbank bringt das in die schwierige Lage, die Kreditkosten für die Euro-Zone insgesamt zu erhöhen und sie gleichzeitig für einige ihrer schwächeren Mitglieder zu begrenzen.

Anders als vor zehn Jahren hat die EZB durch eine Fülle von Konjunkturmaßnahmen Überschussreserven im Bankensystem in Höhe von 4,48 Billionen Euro geschaffen. Das erhöht ihren Handlungsspielraum. Die geplante Lösung wäre auch bequemer als der Verkauf von Anleihen aus Ländern, in denen die Kreditkosten niedriger sind, wie etwa Deutschland, da dies wahrscheinlich zu Verlusten für die jeweilige nationale Notenbank führen würde. Das neue System, mit dem die finanzielle Fragmentierung zwischen den Euro-Ländern bekämpft werden soll, dürfte auf der EZB-Ratssitzung am 21. Juli vorgestellt werden. Die Details werden noch ausgearbeitet. Möglich ist, dass die begünstigten Länder Auflagen erfüllen müssen - etwa, dass sie die wirtschaftlichen Empfehlungen der Europäischen Kommission einhalten.

(Bericht von Francesco Canepa, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Hans Seidenstücker - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)