Reuters

Hitzewelle in Japan - Regierung ruft zum Stromsparen auf

01.07.2022
um 09:42 Uhr

Tokio (Reuters) - Angesichts der höchsten Temperaturen im Osten Japans seit mindestens 147 Jahren ruft die Regierung zum Stromsparen auf.

Der Verbrauch sollte so weit wie möglich gedrosselt werden, riet die Regierung am Freitag in Tokio. Die viel Strom fressenden Klimaanlagen sollten aber weiter betrieben werden, um sich vor der Hitze zu schützen.

Für die Region um Tokio wurden den siebten Tag in Folge Temperaturen von mehr als 35 Grad Celsius vorhergesagt. Auch am Wochenende soll es sehr heiß werden. Für die westliche Stadt Nagoya erwarten Meteorologen sogar 40 Grad. Etwas kühlere Temperaturen und möglicherweise Regen könnten am Montag Linderung bringen. Die Regierung rief die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, im Freien keine Masken zu tragen - eine Botschaft, die sich aber nur langsam durchsetzt, schließlich war hier das Tragen von Masken schon vor der Corona-Pandemie üblich. "Da das Risiko eines Hitzeschlags steigt, sollten Sie Ihre Masken im Freien abnehmen, wenn Sie sich weit weg von anderen aufhalten und nicht sprechen", sagte der stellvertretende Kabinettschef Seiji Kihara auf einer Pressekonferenz.

Die Behörden hatten in den vergangenen Tagen mehrfach vor einer möglichen Stromknappheit gewarnt. Die Versorgung gilt ohnehin als angespannt, da viele Kernkraftwerke nach dem Tsunami und der Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 noch immer abgeschaltet sind. Veraltete Wärmekraftwerke werden zum Teil geschlossen, um die Klimaziele zu erreichen. Außerdem droht dem Land aufgrund des Konflikts in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland ein potenzieller Mangel an fossilen Brennstoffen, einschließlich Flüssiggas.

Das Stromnetz im Großraum Tokio mit seinen 37 Millionen Einwohnern war am Donnerstag so stark belastet, dass es zu Stromausfällen hätte kommen können. Die Situation hat sich mittlerweile jedoch entspannt, da von den Behörden ergriffene Maßnahmen zur Bewältigung der sommerlichen Nachfragespitzen inzwischen in Kraft traten.

In Japan herrschen im Sommer häufig sengende Temperaturen. 2021 mussten mehrere Veranstaltungen der Olympischen Spiele in Tokio Ende Juli wegen der Hitze verschoben werden. Doch die Temperaturen in diesem Juni waren so hoch wie nie zuvor und trafen die Behörden völlig unvorbereitet. "Aufgrund der rekordverdächtigen Temperaturen hatten wir im Juni eine Strom-Nachfrage, die fast den Spitzenwerten des Sommers entsprach - bevor wir in der Lage waren, ausreichende Versorgungsressourcen zu sammeln", sagte ein Vertreter des Ministeriums für Wirtschaft, Handel und Industrie. "Deshalb wurde es eng."

(Bericht von Yuka Obayashi und Elaine Lies, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)