Reuters

Malmendier und Werding werden neue Wirtschaftsweise

10.08.2022
um 15:37 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Wirtschaftsweisen sind bald wieder komplett.

Die an der US-Universität Berkeley forschende Inflationsexpertin Ulrike Malmendier sowie der Sozial- und Finanzexperte Martin Werding sollen neu in den Sachverständigenrat (SVR) aufgenommen werden. Das Kabinett billigte dazu am Mittwoch die beiden Personalien, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte. Sie werden nun Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Berufung vorgeschlagen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) würdigte die 1973 geborene Malmendier als führende Verhaltensökonomin. Sie ist seit 2012 Professorin in Berkeley. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Erwartungsbildung zukünftiger Inflationsraten - ein Thema, das angesichts der momentan sehr hohen Teuerung besonders wichtig ist. Sie soll bis Ende 2026 berufen werden und ist das erste SVR-Mitglied, das gleichzeitig eine Professur außerhalb Deutschlands inne hat. Werding ist seit 2008 Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Ruhr-Universität Bochum. Der 58-Jährige forscht unter anderem zu nachhaltigen Sozialversicherungssystemen und ist auch ein Experte für Arbeitsmarktpolitik. Er soll bis Ende Februar 2028 berufen werden. Der 1963 gegründete Sachverständigenrat, der die Bundesregierung in Sachen Wirtschaftspolitik berät, hat damit wieder fünf Mitglieder - mit den Ökonomen Monika Schnitzer, Veronika Grimm und Achim Truger.

"Die Bundesregierung muss dringend grundlegende Reformen der sozialen Sicherungssysteme anstoßen", sagte Werding dem "Handelsblatt" mit Blick auf die Renten-, Pflege- und Krankenversicherung. Ab 2035 werde die Alterung der Gesellschaft enormes Tempo entfalten. "Der ganz große Druck steht uns noch bevor." Werding empfahl, das Renteneintrittsalter mit der steigenden Lebenserwartung zu erhöhen. Er verteidigte auch den Plan von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), ab 2023 wieder zur Schuldenbremse zurückkehren zu wollen.

Malmendier sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Politikberatung sei vor allem nützlich, wenn sie mit im Raum sitze. Es wäre besser, zeitnah parallel zur Gesetzgebung zu arbeiten und damit näher dran an der Politik zu sein - "statt einmal im Jahr ein fettes Jahresgutachten zu schreiben".

(Bericht von Christian Krämer und Andreas Rinke. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)