Reuters

Lufthansa kann zweitägigen Pilotenstreik durch neues Angebot verhindern

06.09.2022
um 07:52 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Im Tarifkonflikt mit der Lufthansa wollen die Piloten ab Mittwoch erneut streiken - es sei denn, die Fluggesellschaft legt ein höheres Angebot vor.

"Ungeachtet anderslautender Ankündigungen ist die Lufthansa bis heute nicht auf uns zugekommen und legte ebenso kein neues Angebot vor", teilte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) in der Nacht zu Dienstag mit. Um den Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen, plant VC dieses Mal einen zweitägigen Streik bei der Passagier-Fluglinie und drei Tage Ausstand bei der Frachttochter Lufthansa Cargo.

"Um auch in dieser Lage nichts unversucht zu lassen, haben wir dennoch einen Verhandlungstermin für Dienstag angeboten", betonte VC. Dieser werde dem Vernehmen nach stattfinden. Klar müsse jedoch sein, dass der angekündigte Streik nur durch ein ernstzunehmendes Angebot des Unternehmens abgewendet werden könne. Die Gewerkschaft pocht auf Reallohnsicherung in Zeiten hoher Inflation und Verbesserungen in der Vergütungsstruktur.

Die Piloten der Passagier-Sparte seien am 7. September zum Streik von 00.01 Uhr bis 8. September 2022 23.59 Uhr aufgerufen, das Cockpit-Personal der Frachtlinie Lufthansa Cargo vom 7. September 2022 ab 00.01 Uhr bis 9. September 2022 23.59 Uhr, teilte VC weiter mit. "Wir hätten es uns anders gewünscht", erklärte Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der VC, "doch leider sind die Beharrungskräfte bei der Lufthansa erheblich. Es ist jetzt wichtig, dass die Parteien schnell und mit dem gebotenen Ernst am Verhandlungstisch zueinander finden."

Der erste Ausstand im festgefahrenen Konflikt über Gehaltserhöhungen für die mehr als 5000 Cockpitbeschäftigten bei der Haupt-Airline Lufthansa und Lufthansa Cargo letzten Freitag hatte mit rund 800 Flugausfällen die Reisepläne von etwa 130.000 Passagieren durchkreuzt. Bei Lufthansa-Kunden stieß der Ausstand der gut bezahlten Flugzeuglenker auf wenig Verständnis. Die Lufthansa war mit dem Versuch gescheitert, den Streik im Eilverfahren vor dem Arbeitsgericht zu stoppen.

Die VC fordert rückwirkend ab 1. Juli 5,5 Prozent mehr Geld. Im Januar soll eine weitere Anhebung angesichts der stark gestiegenen Inflation um 8,2 Prozent folgen, wie aus Gerichtsunterlagen hervorging. Die Piloten wollen auch eine höhere Bezahlung bei Krankheit, Urlaub und Schulungen durchsetzen. Die Lufthansa veröffentlichte in Reaktion auf den Streik die Liste von 16 Forderungen der VC. Die Personalkosten im Cockpit würden damit um 40 Prozent oder rund 900 Millionen Euro über die nächsten zwei Jahre steigen, erklärte die Airline. Der Streiktag vergangene Woche kostete sie 32 Millionen Euro.

Die Lufthansa bezifferte ihr Angebot bei 18 Monaten Laufzeit auf 900 Euro mehr Grundvergütung pro Monat. Die Einstiegsgehälter stiegen dabei um mehr als 18 Prozent, die oberste Gehaltsgruppe bekäme fünf Prozent mehr. Die Spanne der Pilotengehälter reicht derzeit von 69.000 Euro im Jahr für den Nachwuchs bis zu 275.000 Euro Spitzengehalt.

(Bericht von Katharina Loesche, Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125