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Insider - Polnische Orlen will bei Raffinerie Schwedt einsteigen

16.09.2022
um 14:22 Uhr

- von Marek Strzelecki und Markus Wacket

Warschau/Berlin (Reuters) - Der polnische Ölkonzern Orlen will Insidern zufolge bei der ostdeutschen Raffinerie Schwedt einsteigen.

Das Unternehmen habe Interesse an einem Anteil mit Kontrolle von Schwedt, sagten mit den Überlegungen Vertraute am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters in Berlin und Warschau. Voraussetzung sei, dass der russische Rosneft-Konzern seine Anteile abgebe. Der Bund hat die deutschen Rosneft-Töchter unter Treuhandverwaltung gestellt und so die Kontrolle über Schwedt übernommen. Die Anteile von 54 Prozent gehören rechtlich aber noch Rosneft. Die Treuhandverwaltung ist zudem zeitlich beschränkt. Weder Orlen noch das zuständige polnische Klima-Ministerium waren zunächst für eine Stellungnahme erreichbar. Auch das Bundeswirtschaftsministerium äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.

Hintergrund des Eingriffs ist, dass Deutschland Ende des Jahres auf russisches Öl verzichten will. Rosneft bezieht dieses über die Pipeline Druschba. Stattdessen soll Schwedt künftig über Tanker auch mit Hilfe des polnischen Hafens Danzig versorgt werden. Deutschland und Polen sind daher seit Monaten in engem Kontakt, um eine alternative Versorgung mit Öl aus anderen Ländern sicherzustellen. Öl soll über den Hafen Rostock über eine Pipeline nach Schwedt kommen. Die Kapazität der Leitung reicht aber nur für gut 60 Prozent der Auslastung. Ein weiterer Teil soll über den Hafen Danzig kommen. Eine Vollauslastung wird aber auch so kaum möglich sein. Polen hatte für Lieferungen über Danzig zur Voraussetzung gemacht, dass Rosneft in Schwedt nicht mehr das Sagen hat.

Umgekehrt hat auch Polen ein Interesse an Schwedt, da die Raffinerie nicht nur große Teile Ostdeutschlands sondern auch Gebiete in Westpolen beliefert.

Bisher hat sich die Regierung nicht zu künftigen Eignern von Schwedt geäußert. Interesse hatten auch die Ökostrom-Unternehmen Verbio und Enertrag angemeldet. Zweitgrößter Anteilseigner in Schwedt ist derzeit Shell mit rund 37 Prozent. Das Unternehmen möchte sich aber eigentlich aus der Raffinerie zurückziehen.

(Redigiert von Hans Seidenstücker; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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