Reuters

Lagarde - Werden Zinsen in nächsten Sitzungen weiter anheben

28.09.2022
um 10:27 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) darf laut ihrer Präsidentin Christine Lagarde auf ihrem Zinserhöhungskurs im Kampf gegen die ausufernde Inflation nicht nachlassen.

"Wir müssen mittelfristig die Inflation zurückbewegen auf zwei Prozent und wir werden tun, was wir tun müssen, nämlich die Zinssätze in den nächsten Sitzungen weiter anheben", sagte sie am Mittwoch auf einer Finanzveranstaltung in Frankfurt. Wenn die Notenbank dies nicht mache, würde dies die Wirtschaft viel mehr treffen. "Unser primäres Ziel ist nicht, Wachstum zu verringern", sagte sie. "Unser primäres Ziel ist Preisstabilität." Das müsse die EZB erreichen.

Die Notenbank hatte im Juli die Zinswende eingeleitet und dabei erstmals seit 2011 die Schlüsselsätze nach oben gesetzt. Die Leitzinsen wurden um 0,50 Prozentpunkte erhöht. Bei ihrem zweiten Zinsschritt im September legten sie mit 0,75 Prozentpunkten sogar noch deutlicher nach: Der Leitzins liegt damit inzwischen bei 1,25 Prozent. Der sogenannte Einlagensatz, der aktuell der maßgebliche Zinssatz an den Finanzmärkten ist, beträgt inzwischen 0,75 Prozent.

Die EZB müsse sicherstellen, dass die Inflationserwartungen bei zwei Prozent bleiben, sagte Lagarde. "Das ist ein wichtiger Teil der Aufgabe, die wir zu erledigen haben." Aktuell liegen die langfristigen Inflationserwartungen an den Märkten nur leicht über dem Notenbankziel von zwei Prozent Teuerung. Ein Barometer für diese langfristigen Erwartungen, der sogenannte Five-Year-Five-Year-Forward lag zuletzt bei 2,2 Prozent. Der Wert bedeutet, dass Anleger an der Börse zwischen 2027 und 2032 eine durchschnittliche Teuerungsrate von 2,2 Prozent erwarten.

Lagarde zufolge hat die Notenbank auf ihrem Zinserhöhungskurs noch nicht das Zinsniveau erreicht, das die Wirtschaft weder anschiebt noch bremst. Notenbanker sprechen hier von dem sogenannten neutralen Zins. "Wir sind noch nicht beim neutralen Zins", sagte sie. Das sei das erstes Ziel der Währungshüter. "Wir müssen uns erst dahin bewegen und dann sehen, welcher Zins uns zum Inflationsziel von zwei Prozent bringt."

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Hans Seidenstücker; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)