Reuters

Serie von Briefbomben in Spanien - Auch Sanchez Adressat

01.12.2022
um 14:02 Uhr

Madrid (Reuters) - In Spanien sind mehrere Briefbomben bei Regierungseinrichtungen eingegangen, darunter auch bei Ministerpräsident Pedro Sanchez.

Die Sicherheitsmaßnahmen an öffentlichen Gebäuden und diplomatischen Vertretungen wurden verschärft. Bislang seien fünf Vorfälle bekannt, teilte das Innenministerium am Donnerstag mit. Die erste Briefbombe war am Mittwoch an die ukrainische Botschaft in Madrid gegangen und detoniert. Erste Hinweise deuteten darauf hin, dass die Briefbomben innerhalb des spanischen Territoriums abgesendet wurden, sagte der stellvertretende Innenminister Rafael Perez. Dass auch in anderen Ländern ähnliche Briefe verschickt worden seien, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bekannt. Wer dafür verantwortlich sei, lasse sich noch nicht sagen. "Wir stehen am Anfang der Ermittlungen." Diese hat der Oberste Gerichtshof Spaniens, der auf die Verfolgung von Terrorismus spezialisiert ist, an sich gezogen.

Am 24. November sei ein Umschlag mit pyrotechnischem Material bei Ministerpräsident Sanchez eingegangen und von Sicherheitsleuten entschärft worden, teilte das Innenministerium mit. Am Mittwoch war ein Mitarbeiter der ukrainischen Botschaft leicht verletzt worden, als ein Sprengsatz in einem Brief detonierte. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba ordnete daraufhin an, die Sicherheitsvorkehrungen an allen Vertretungen des Landes im Ausland zu verschärfen.

BRIEFBOMBEN AN VERTEIDIGUNGSMINISTERIN UND RÜSTUNGSFIRMA

Laut Innenministerium wurde auch eine Briefbombe an das spanische Verteidigungsministerium in Madrid geschickt. Adressatin sei Verteidigungsministerin Margarita Robles gewesen. Insgesamt seien bislang fünf Briefbomben bekannt, die alle einen ähnlichen Inhalt gehabt hätten. Die bei Sanchez eingegangene Briefbombe sei ähnlich wie jene, die in der ukrainischen Botschaft eingegangen sei.

Nach Polizeiangaben ging eine weitere Briefbombe an das Rüstungsunternehmen Instalaza in Zaragoza im Nordosten Spaniens. Instalaza stellt die Raketenwerfer vom Typ C90 her, die Spanien an die Ukraine geliefert hat.

Ein mutmaßlicher Sprengsatz wurde zudem laut Verteidigungsministerium in einer Postsendung entdeckt, die an ein Satellitenzentrum der EU auf dem Luftwaffenstützpunkt Torrejon de Ardoz in der Nähe von Madrid geschickt worden sei. Nachdem der Umschlag mit Röntgenstrahlen durchleuchtet worden sei, hätten Sicherheitskräfte der Luftwaffe festgestellt, dass er einen Mechanismus enthalten habe, hieß es in der Erklärung des Ministeriums. Das Satellitenzentrum unterstützt laut seiner Website die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU, indem es Informationen von Spionageeinrichtungen im Weltraum sammelt. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte im September solche Systeme als "die Augen Europas" bezeichnet.

Die russische Botschaft in Spanien verurteilte die Versendung der Briefbomben. "Jede Drohung oder terroristische Handlung, insbesondere gegen eine diplomatische Mission, ist aufs Schärfste zu verurteilen", erklärte die Botschaft auf Twitter.

(Bericht von: Inti Landauro, Belen Carreno, Emma Pinedo; geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)