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Frühes WM-Aus der Flick-Elf bringt Handel und Gastronomie um WM-Geschäft

02.12.2022
um 11:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Das Ausscheiden der deutschen Fußballer bei der Weltmeisterschaft in Katar wird auch von den Händlern bedauert.

"Das frühe Aus der deutschen Nationalmannschaft bringt ein für den Einzelhandel ohnehin schwieriges WM-Geschäft frühzeitig zum Ende", sagte der Sprecher des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Hertel, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Wahl des Standorts und der Wintertermin hätten von Anfang an bei vielen Menschen keine große Euphorie aufkommen lassen. "Ohne die deutsche Mannschaft sinkt erfahrungsgemäß das Interesse an Fanartikeln und anderen WM-Artikeln rapide", sagte Hertel.

Ähnlich schätzen Ökonomen die Folgen des Scheiterns für den Konsum ein. "Helfen tut es der Stimmung nicht, aber die WM-Stimmung war ja eigentlich nie da", kommentierte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski das unerwartet frühe Aus für die Mannschaft um Kapitän Manuel Neuer. Es ließen sich jetzt eher wieder die Parallelen mit der Wirtschaft in Deutschland ziehen - "strukturelle Schwäche, die man lange nicht wahrhaben wollte".

Die Begeisterung für die WM hielt sich auch nach den Worten von Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, diesmal in engeren Grenzen als üblich. "Ich erwarte deshalb keinen großen zusätzlichen Dämpfer für die Kauflaune der Verbraucher", sagte der Ökonom. "Angesichts ihrer horrend hohen Heizkosten war ihnen auch vor der WM nicht nach Feiern zumute." Hätte Deutschland es ins Halbfinale und ins Endspiel geschafft, hätte das einen kleinen Umsatzschub in der Gastronomie bedeuten können. "Der fällt jetzt aus", sagte Schmieding. "Aber auch den hätten wir in den gesamtwirtschaftlichen Zahlen für das vierte Quartal insgesamt wohl kaum bemerkt."

Normalerweise sorge eine Fußball-WM für eine Sonderkonjunktur in einigen Produktsegmenten, sagte der Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH Köln), Kai Hudetz, kürzlich zu Reuters. "Dies gilt insbesondere für die TV-Geräte." Das Timing sei in diesem Jahr aber schlecht. "Weil sich die Situation in den Lieferketten verbessert hat, sind viele Läger voll, die Nachfrage ist aber stark eingebrochen", sagte der Experte. Viele Kunden zögerten wegen der hohen Inflation, Energiekrise und drohender Rezession mit größeren Ausgaben.

Die Mannschaft von Trainer Hansi Flick ist am Donnerstagabend wie schon 2018 in der Vorrunde ausgeschieden. Daran änderte auch der 4:2-Sieg über Costa Rica nichts.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)