Reuters

Versicherer - Zahlungsausfälle in Deutschland schnellen nach oben

13.12.2022
um 15:42 Uhr

München (Reuters) - Die deutschen Warenkreditversicherer müssen für deutlich mehr Zahlungsausfälle in Deutschland einstehen.

Im zu Ende gehenden Jahr stiegen die Schadenzahlungen in der Warenkredit- und der Kautionsversicherung um fast 50 Prozent auf 697 Millionen Euro, wie der Branchenverband GDV am Dienstag mitteilte. "Wir spüren die toxischen Effekte gleichzeitiger Krisen", sagte der Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung im GDV, Thomas Langen. Der Ukraine-Krieg, die hohe Inflation und die brüchigen Lieferketten ließen die Zahlungsmoral sinken. "In Teilen der Wirtschaft deutet sich ein regelrechter Überlebenskampf entlang der Lieferketten an." Dazu kämen hohe Energiepreise, die Stahl- und Ölindustrie träfen, und der Strukturwandel in der Autoindustrie.

Dabei haben die Kreditversicherer die Deckungen 2022 um elf Prozent auf Verträge im Wert von 588 Milliarden Euro ausgedehnt. Unter anderem würden damit ein Sechstel der deutschen Exporte gegen Ausfälle abgesichert. Marktführer ist die Allianz-Tochter Allianz Trade (früher Euler Hermes). Die Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich im Branchenschnitt auf 70 (2021: 55,7) Prozent, lag damit aber deutlich niedriger als im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 (87,8 Prozent).

Zu Beginn der Pandemie hatte die Bundesregierung einen Schutzschirm aufgespannt, weil die Kreditversicherer fürchteten, dass sie die Ausfallraten überfordern würden. Letztlich waren die Ausfälle aber viel niedriger als befürchtet, weil der Staat den Firmen etwa mit günstigen Krediten unter die Arme griff. Viele dieser Corona-Kredite würden bald fällig, sagte Langen, der im Hauptberuf Regionalchef des weltweit zweitgrößten Kreditversicherers Atradius ist. Dann werde man sehen, ob sie Pleiten verhindert oder doch nur aufgeschoben hätten.

Für das kommende Jahr rechnen die Kreditversicherer im GDV mit einer "Normalisierung" der Zahl von Firmeninsolvenzen. Die Talsohle werde 2022 mit rund 14.000 erreicht, 2023 stellt sich der Verband auf bis zu 16.800 Insolvenzen ein, das wäre ein Plus von 15 bis 20 Prozent. "Wir erwarten aber keine Insolvenzwelle, keinen Abbruch der Wirtschaft", sagte Langen. "Die Situation ist schwierig, aber nicht vergleichbar mit dem Beginn der Corona-Krise."

(Bericht von Alexander Hübner.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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