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Kein Fortschritt bei Post-Tarifverhandlungen - Verdi fordert Offerte

06.01.2023
um 16:32 Uhr

Düsseldorf (Reuters) - Die erste Runde der Tarifgespräche bei der Deutschen Post ist am Freitag ohne Ergebnisse geblieben.

Die Post wies nach der ersten Verhandlungsrunde am Freitag in Fulda die Forderung der Gewerkschaft Verdi nach Lohnerhöhungen von 15 Prozent erneut zurück. "Einkommenssteigerungen in der von Verdi geforderten Größenordnung (sind) nicht vertretbar", sagte ein Post-Sprecher. Der Konzern setze nun darauf, dass es in der nächsten Verhandlungsrunde am 18. und 19. Januar Fortschritte geben werde. Die Positionen lägen noch weit auseinander, betonte Verdi. "Die Beschäftigten brauchen dringend einen Inflationsausgleich und sie erwarten darüber hinaus eine Beteiligung am Unternehmenserfolg", unterstrich Verdi-Verhandlungsleiterin Andrea Kocsis. Sie erwarte ein "verhandlungsfähiges Tarifangebot".

Die Gewerkschaft Verdi fordert für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten des Bonner Konzerns 15 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Post hatte dies bereits als "in der genannten Höhe realitätsfern" zurückgewiesen. Gelingt den Tarifparteien keine Einigung, könnte es bald zu Protesten der Beschäftigten kommen: Die Friedenspflicht bei der Post lief zum Jahreswechsel aus. "Streiks sind ab Januar 2023 nicht ausgeschlossen", hatte Kocsis bereits in einem Schreiben an die Verdi-Mitglieder angekündigt.

Die Post und Verdi hatten sich zuletzt im September 2020 auf Lohnerhöhungen verständigt. Die Einigung sah damals bei einer Laufzeit von 28 Monaten unter anderem vor, dass die Löhne und Gehälter zum 1. Januar 2021 um drei Prozent und am 1. Januar 2022 noch einmal um zwei Prozent stiegen.

Die Post fährt den Löwenanteil ihrer Gewinne längst außerhalb des traditionellen Briefgeschäfts in der Bundesrepublik ein. Insgesamt rechnet der Konzern für 2022 mit einem operativen Rekord-Gewinn (Ebit) von 8,4 Milliarden Euro, das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland soll dazu rund 1,35 Milliarden Euro beitragen. Beim Brief kämpft der Konzern mit sinkenden Sendungsmengen und schrumpfenden Erträgen bei steigenden Energie-Kosten. Zudem häuften sich zuletzt Beschwerden von Kunden. An der Preisschraube können die Bonner aber vorerst nicht drehen. Denn das Porto etwa für den Standardbrief von derzeit 0,85 Euro ist vom Regulierer Bundesnetzagentur planmäßig bis Ende 2024 festgeschrieben worden. Deshalb könne der Konzern "Kostensteigerungen nicht einfach an unsere Kunden weitergeben". Die Teuerungsrate in Deutschland lag mit im Mittel 7,9 Prozent im vergangenen Jahr so hoch wie nie seit Bestehen der Bundesrepublik.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Jörn Poltz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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