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Baerbock vor G20-Treffen auf Bali: Russland nicht Bühne überlassen

06.07.2022
um 14:35 Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Außenministerin Annalena Baerbock hat vor dem Treffen der G20-Außenminister auf Bali für eine gemeinsame Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geworben. "Wir alle haben ein Interesse daran, dass internationales Recht geachtet und respektiert wird. Das ist der gemeinsame Nenner", erklärte die Grünen-Politikerin am Mittwoch in Berlin vor ihrem Abflug zu den G20-Beratungen. "Und es ist auch der Grund, warum wir Russland nicht einfach die Bühne des Treffens überlassen werden."

Zu dem G20-Treffen wird auch der russische Außenminister Sergej Lawrow erwartet. Für Donnerstagabend (Ortszeit) ist ein Empfang vorgesehen, die Arbeitssitzungen sind am Freitag geplant. Die G20 ist eine Staatengruppe führender Wirtschaftsmächte, der auch autoritär geführte Länder wie Russland, China und Saudi-Arabien angehören. Indonesien hat aktuell die Präsidentschaft. Baerbock will am Rande des Treffens auch bilaterale Gespräche führen. So dürfte sie unter anderem Indonesiens Außenministerin Retno Marsudi treffen.

"Russland tötet nicht nur mit Bomben, sondern auch durch gezieltes Ausnutzen von Abhängigkeiten und durch Hunger als Waffe", kritisierte Baerbock. Das spürten die Menschen in Mali und Niger ebenso wie in Libanon, Argentinien und Indien. In dieser Lage sei die Abstimmung und Beratung mit den internationalen Partnern wichtiger denn je. "Die Stimme jedes einzelnen Landes weltweit zählt gleich viel, egal wie groß oder klein ein Land ist." Deshalb sei es entscheidend, sich damit auseinander zu setzen, welche Punkte für Entscheidungen und Handeln der Partner in anderen Teilen der Welt entscheidend seien. Dafür biete das G20-Treffen eine sehr gute Gelegenheit.

Wie unter einem Brennglas zeige der russische Angriffskrieg, dass Themen wie Außen- und Sicherheitspolitik, die weltweite Ernährung und die Klimakrise auf das Engste miteinander verwoben seien, erklärte Baerbock. "Uns allen ist bewusst: Kein Staat allein kann hierfür Lösungen finden, wir sind alle zusammen gefordert." In der Region des Indo-Pazifiks lasse sich das in dramatischer Weise am Beispiel der Klimakrise beobachten: So drohe der steigende Meeresspiegel die Inselgruppe Palau zu verschlucken, die erst 1994 unabhängig geworden war. Baerbock will sich an diesem Samstag über die Lage in Palau informieren. Anschließend wollte sie zu ihrem Antrittsbesuch nach Japan weiterreisen./bk/DP/mis