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ROUNDUP: Handel leidet unter 'Dauerproblem' Lieferengpässe

06.07.2022
um 15:40 Uhr

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die deutschen Einzelhändler erwarten noch lange anhaltende Lieferprobleme. Im Schnitt gingen sie im Juni von 11,5 Monaten aus, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage des Münchner Ifo-Instituts ergab. "Die Lieferprobleme sind zu einem Dauerproblem für den Einzelhandel geworden", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. "Auch in diesem Jahr wird es zu Weihnachten wieder Lücken in den Regalen geben."

Am schlimmsten sind dabei die Fahrradhändler betroffen. Sie gehen mit 18 Monaten von der längsten Dauer der Engpässe aus. Gleichzeitig gaben in dieser Gruppe 100 Prozent der Unternehmen an, dass nicht alle bestellten Waren geliefert werden könnten. Im gesamten Einzelhandel lag diese Quote bei 75,7 Prozent - das ist im Vergleich zum Mai ein leichter Rückgang.

Besonders häufig von Lieferproblemen betroffen sind auch Händler von elektrischen Hausgeräten mit gut 98 Prozent, Autohändler und Baumärkte mit je gut 90 sowie Unterhaltungselektronik und Möbel mit jeweils gut 88 Prozent. Im Lebensmittelhandel entspannte sich die Lage: Im Mai hatten hier noch fast alle Unternehmen über Engpässe geklagt. Nun waren es 77 Prozent. Im Bekleidungshandel sank der Anteil auf 54 Prozent.

Lebensmittelhandel und Bekleidung sind auch die beiden Bereiche, in denen mit 8,2 und 9 Monaten die kürzeste Dauer der Lieferprobleme erwartet wird. Die nach dem Fahrradhandel längsten Engpässe erwarten der Spielwarenhandel mit 14 und elektrische Hausgeräte mit 13,7 Monaten.

"Die stockenden Lieferketten werden sicherlich nicht innerhalb von ein paar Wochen wieder ins Laufen kommen", teilte am Mittwoch der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth, mit. "Dafür sind zu viele Container und Schiffe derzeit nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort, Engpässe in der Produktion von Waren und bei der Gewinnung von Rohstoffen kommen hinzu."

Dennoch rechne er in den meisten Branchen nicht mit leeren Regalen im Einzelhandel. "Es gibt insgesamt ausreichend Produkte in den Lagern und Regalen des Handels." Knapp werden könne es hingegen dann, wenn bestimmte Produktausführungen gesucht würden. Genth nannte zudem ebenfalls Engpässe bei Fahrradhändlern./ruc/maa/DP/jha