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APA ots news: Steigende Zinsniveaus bei Wohnbaukrediten

06.10.2022
um 10:05 Uhr

Gleichzeitig deutlich rückläufige Neukreditvergaben

Wien (APA-ots) - Die Erhöhung des EZB-Leitzinssatzes um 50 (Juli 2022)
bzw. 75 Basispunkte (September 2022) auf 1,25 % führte im
Kundengeschäft der Banken bereits bis August zu deutlichen Anstiegen.
So erreichte der Zinssatz für neu vergebene Wohnbaukredite in
Österreich mit 2,08 % den höchsten Wert seit Februar 2017, was
gegenüber dem Tiefststand von 1,12 % (März 2021) einen Anstieg um 96
Basispunkte bedeutete. Die Entwicklung wurde dabei insbesondere von
den starken Zinsanstiegen von fix verzinsten (bzw. längerfristig
zinsgebundenen) Finanzierungen getrieben. Gleichzeitig stiegen auch
die Zinssätze für den gesamten aushaftenden Wohnbaukreditbestand,
insbesondere aufgrund von Zinsanpassungen bei variabel verzinsten
Krediten, im Juli und August erstmals empfindlich an. Die
Neukreditvergaben erfuhren - unter anderem aufgrund deutlich
gestiegener Zinssätze - im August 2022 eine Reduktion.

Als Reaktion auf steigende Leit- und Geldmarktzinssätze zogen die
Zinsniveaus für Wohnbaukredite österreichischer Banken in den
vergangenen Monaten deutlich an. Bei Betrachtung der Neukreditvergabe
lag der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz im August 2022 mit
2,08 % um 91 Basispunkte über dem Vorjahresvergleich (August 2021:
1,17 %). Der Anstieg spiegelte somit bereits wesentliche Teile der
beiden Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juli
bzw. September um insgesamt 125 Basispunkte wider. Während die Zinsen
bei langfristig (d. h. zumindest auf 10 Jahre) gebundenen Konditionen
im Vorjahresvergleich um 125 Basispunkte auf 2,55 % (August 2022)
zulegten, stiegen sie im variabel verzinsten Bereich (bzw. mit
kurzfristiger Zinsbindung bis zu einem Jahr) um 51 Basispunkte
(aktuell 1,44 %) an. Gemessen am gesamten Neugeschäft (d. h. neben
den neu vergebenen auch die im jeweiligen Monat neu verhandelten
Kredite zur Schaffung und Erhaltung von Wohnraum) lag der
kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz im August 2022 mit 1,93 % um
73 Basispunkte über dem Vorjahreswert (1,20 %).

Die in der Neukreditvergabe bereits seit Anfang des Jahres
ersichtlichen Zinsanstiege, schlugen sich in den vergangenen beiden
Monaten erstmals auch verstärkt im aushaftenden Wohnbaukreditbestand
nieder. Der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz der Haushalte
stieg zwischen Juni und August dabei um 15 Basispunkte auf aktuell
1,56 %. Dies war insbesondere auf den mit 47 % vergleichsweise hohen
Anteil variabel verzinster Kredite am gesamten Bestand von
Wohnbaukrediten zurückzuführen, welche unmittelbar von den aktuellen
Änderungen der Marktzinssätze betroffen sind. Das Zinsniveau dieser
variabel verzinsten Kredite stieg im Bestand zwischen Juni (1,12 %)
und August (1,42 %) um deutliche 30 Basispunkte.

Deutlicher Rückgang der Neukreditvergaben

Während die Nachfrage nach Wohnbaukrediten - trotz steigender Zinsen
- bis inklusive Juli 2022 hoch blieb, konnte nun erstmals eine
deutliche Reduktion der Neukreditvergaben beobachtet werden. Die
innerhalb Österreichs neu vergebenen Kredite zur Schaffung und
Erhaltung von Wohnraum erreichten im August 2022 mit 1.267 Mio EUR
den niedrigsten Wert seit Anfang 2017. Der nun starke Rückgang im
August steht in engem Zusammenhang mit dem steigenden Zinsniveau,
wobei steigende Immobilienpreise und die anhaltend hohe Inflation die
Leistbarkeit von Immobilien generell weiter einschränken.
Demgegenüber ist das hohe Wachstum in den Vormonaten sicherlich auch
vor dem Hintergrund von Vorzieheffekten angesichts der Erwartung
steigender Zinsen und der mit 1. August 2022 in Kraft getretenen
Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-VO),
welche neue Vorgaben in Bezug auf Wohnimmobilienfinanzierungen in
Österreich umsetzt, zu sehen.

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