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OTS: Genossenschaftsverband Bayern e.V. / Bayerische Volks- und ...

14.03.2024
um 10:17 Uhr

Bayerische Volks- und Raiffeisenbanken steigern ihr Ergebnis / Lage
beim Wohnungsbau bleibt angespannt - Trend zur Umschichtung von Sicht-
in Termineinlagen hält an
München (ots) - Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken blicken auf ein
erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. In einem von großen Unsicherheiten und
Unwägbarkeiten geprägten Umfeld haben die Kreditgenossenschaften im Freistaat
besonnen und vorausschauend agiert und das Jahr 2023 mit einem soliden Ergebnis
abgeschlossen. Das Betriebsergebnis stieg von 1,8 Milliarden Euro auf 2,1
Milliarden Euro. Die positive Entwicklung ist auf das nach wie vor stabile
Kundengeschäft und eine weitere Verbesserung in der Kosteneffizienz
zurückzuführen.

Die Ausleihungen stiegen um 2,7 Prozent beziehungsweise 3,7 Milliarden Euro auf
140,5 Milliarden Euro. Sowohl bei den kurz- und mittelfristigen als auch bei den
langfristigen Ausleihungen ist ein Plus zu verzeichnen. Das hohe Kreditwachstum
aus den zurückliegenden Ausnahmejahren wird jedoch nicht erreicht. Die Kredite
an Firmenkunden stiegen um 3,4 Prozent auf 75,3 Milliarden Euro, eine Zunahme um
2,5 Milliarden Euro. Kredite an Privatkunden wuchsen um 1,7 Prozent auf 61,3
Milliarden Euro - das ist eine Milliarde mehr als im Vorjahr. "Die Banken spüren
die Zurückhaltung bei Privathaushalten und Wirtschaft. In einem insgesamt
langsamer wachsenden Markt haben die bayerischen VR-Banken ihren Marktanteil
weiter leicht ausgebaut", kommentierte Gregor Scheller, Präsident des
Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), die Zahlen.

Immobiliengeschäft abgekühlt

Das Geschäft mit Immobilienkrediten, ein wesentliches Geschäftsfeld der Volks-
und Raiffeisenbanken, hat sich abgekühlt. Das private Wohnbaukreditgeschäft
stieg mit 1,6 Prozent leicht an, auf ein Volumen von 56 Milliarden Euro. Das
Neugeschäft erreichte aber bei Weitem nicht mehr die Rekordzuwächse der
zurückliegenden Jahre.

Der Bedarf an Wohnraum ist ungebrochen. Es gibt viele Wohnungssuchende, zugleich
lässt die Bauaktivität spürbar nach. Damit verschärft sich die Lage, vor allem
in Ballungszentren. "Diese Entwicklung betrachte ich nicht nur unter dem
geschäftlichen Aspekt mit Sorge. Die Wohnungen, die heute nicht finanziert und
gebaut werden, fehlen morgen auf dem Wohnungsmarkt. Davor sollte die Politik
nicht die Augen verschließen und für Impulse beim Wohnungsbau sorgen", forderte
Scheller.

Die Zinswende wirkt sich positiv auf das Ergebnis der Volks- und
Raiffeisenbanken aus. Der Zinsüberschuss stieg um 14 Prozent auf rund 3,6
Milliarden Euro. "Nach der Negativzinsphase sind die Banken wieder in der
betriebswirtschaftlichen Normalität angekommen. Geld hat wieder einen Preis",
kommentierte Scheller. Die Provisionserträge blieben konstant bei knapp 1,4
Milliarden Euro.

Termineinlagen verdreifacht

Bei den bilanziellen Kundengeldern verzeichneten die Banken ein Plus von 0,4
Prozent auf 158,5 Milliarden Euro. Dabei ist eine deutliche Umschichtung zu
beobachten von Sichteinlagen in Einlagen bei festverzinslichen Sparprodukten.
Die Termineinlagen legten aufgrund attraktiverer Verzinsung deutlich zu und
haben sich mehr als verdreifacht (+216,5 Prozent). "Die Banken haben den Kunden
gut verzinste Alternativen zum Tagesgeld angeboten", betonte Scheller. Folglich
sind auch die Zinskosten gestiegen, um mehr als 300 Prozent von 288 Millionen
Euro auf fast 1,2 Milliarden Euro.

Das außerbilanzielle Kundenanlagevolumen stieg wegen gewachsener Bestände im
Wertpapier- und Fondsgeschäft. Die Kunden investierten aufgrund des steigenden
Zinsniveaus 2023 deutlich mehr in Rentenpapiere und Rentenfonds als im Vorjahr.
Die Nettozuflüsse bei Aktien und Aktienfonds, Immobilienfonds und Mischfonds
waren im Jahr 2023 hingegen geringer als im Vorjahr.

Nach Abschreibungen auf die selbst gehaltenen Wertpapiere in Höhe von 1,7
Milliarden Euro im Vorjahr konnten die Banken im vergangenen Jahr Zuschreibungen
von rund 330 Millionen Euro verzeichnen. Zum einen ist dies darauf
zurückzuführen, dass Anleihen, deren Wert sich aufgrund der Zinsentwicklung im
Vorjahr stark verringert hatte, wieder an Wert gewonnen haben, weil der
Fälligkeitstermin näher gerückt ist. Zum anderen hat sich der Rückgang im
Marktzins im vierten Quartal positiv auf die Bewertung ausgewirkt.

CIR gegenüber Vorjahr verbessert

Die Erträge der bayerischen Genossenschaftsbanken sind deutlich stärker
gestiegen als die Kosten. Die Aufwand-Ertrag-Relation (CIR) ist mit einem Wert
von 59,8 (Vorjahr 61,2) erstmals unter 60 gesunken. "Die Banken arbeiten
effizient. Sie beweisen mit ihren Zahlen, dass das Geschäftsmodell der
genossenschaftlichen Regionalbanken sehr erfolgreich ist", sagte Scheller.

Das harte Kernkapital der Banken ist von 19,2 auf 19,9 Milliarden Euro
gewachsen. Die harte Kernkapitalquote liegt damit bei 16,3 Prozent. Scheller
sieht darin einen weiteren Beleg für die Solidität der Kreditgenossenschaften:
"Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken sind solide mit Eigenkapital
ausgestattet. Damit haben sie die besten Voraussetzungen, um auch künftig
Firmen- und Privatkunden verlässlich mit Krediten versorgen zu können und damit
die Transformation der Wirtschaft sowie die notwendigen Investitionen in die
Energiewende zu finanzieren." Das gute Ergebnis des vergangenen Jahres werden
die Volks- und Raiffeisenbanken nutzen, um die Eigenkapitalbasis weiter zu
stärken.

Die Anzahl der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken ist durch Fusionen von
197 auf 184 Banken gesunken. Diese Entwicklung steht in direktem Zusammenhang
mit den zunehmenden regulatorischen Auflagen. "Die Erfüllung der
Regulierungsanforderungen bindet immer mehr Fachkräfte in der Bank. Der
Regulierungsdruck erhöht auch den Fusionsdruck", betonte Scheller. Er plädierte
dafür, Fachkräfte weniger stark mit administrativen Aufgaben zu beschäftigen.

"Der Bürokratieabbau muss in der Praxis umgesetzt werden. Wir sollten unsere
Kräfte in der Wirtschaft mehr auf Transformation und Wachstum richten und uns
von unnötigem Papierkram verabschieden", ergänzte der GVB-Präsident. Ein
Beispiel dafür sind AGB-Änderungen: Nach einem Urteil des BGH müssen Kundinnen
und Kunden sämtlichen Änderungen der Allgemeinen Geschäftsbedingungen
ausdrücklich zustimmen. Dies ist praxisfern, belastet Banken sowie deren
Kundinnen und Kunden gleichermaßen und leistet keinen Beitrag zum
Verbraucherschutz.

Volks- und Raiffeisenbanken sind attraktive Arbeitgeber

Die Zahl der Beschäftigten blieb mit 29.334 (Vorjahr 29.336 Beschäftigte)
konstant - davon sind 1.799 Auszubildende, 81 mehr als im Jahr davor. "Dies
zeigt die hohe Arbeitgeberattraktivität der Volks- und Raiffeisenbanken, die in
sämtlichen Regionen Bayerns sichere und heimatnahe Arbeits- und
Ausbildungsplätze bieten", betonte der GVB-Präsident.

Das Jahr 2024 ist von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Die weitere
Zinspolitik der EZB ist noch nicht absehbar, künftige konjunkturelle Risiken
sind nicht auszuschließen. Deutschland steht am Rande einer Rezession. Dennoch
zeigt sich der GVB verhalten optimistisch: "Die bayerischen Volks- und
Raiffeisenbanken sind gut kapitalisiert. So werden sie ihren soliden Erfolgskurs
fortsetzen", prognostiziert Verbandspräsident Scheller.

Für die gesamte Wirtschaft wünscht sich Scheller mehr Soziale Marktwirtschaft
und mehr Eigenverantwortung. "Wir haben in Deutschland, in Bayern, in unserer
Wirtschaft viel Potenzial. Das gilt es auszuschöpfen. Wir müssen mehr umsetzen
und weniger lamentieren."

Der Genossenschaftsverband Bayern e.V. (GVB) vertritt seit mehr als 125 Jahren
die Interessen bayerischer Genossenschaften. Zu seinen 1.186 Mitgliedern zählen
184 Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie 1.002 Unternehmen aus Branchen wie
Landwirtschaft, Energie, Handel, Handwerk und Dienstleistungen. Sie bilden mit
rund 50.000 Beschäftigten und 2,9 Millionen Anteilseignern eine der größten
mittelständischen Wirtschaftsorganisationen im Freistaat (Stand: 31.12.2023).

Die digitale Pressemappe finden Sie hier (https://www.gv-bayern.de/pressemitteil
ungen/2024/3/bayerische-volks-und-raiffeisenbanken-steigern-ihr-ergebnis.html) .

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Pressesprecher

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