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OTS: Verband der Chemischen Industrie (VCI) / Wirtschaftliche Lage der ...

15.03.2024
um 10:03 Uhr

Wirtschaftliche Lage der chemisch-pharmazeutischen Industrie / Gute
Nachrichten bleiben rar
Frankfurt/Main (ots) -

- Globale Wirtschaft zeigt wenig Dynamik
- Chemieproduktion gedrosselt
- Erzeugerpreise sinken
- Chemieumsatz geht leicht zurück
- Beschäftigung noch stabil
- Ausblick: Lage bleibt schwierig

Die chemisch-pharmazeutische Industrie hat das Jahr 2023 mit einem ernüchternden
Schlussquartal abgeschlossen. Besonders die fehlenden Aufträge als Folge der
schwachen Industriekonjunktur in Europa und der intensive Wettbewerb führten zu
Umsatzrückgängen im In- und Ausland. Weitere Produktionsdrosselungen waren die
Folge.

VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup kommentiert die aktuelle
Situation: "Das Jahr 2023 hat auf der ganzen Linie enttäuscht. Und die guten
Nachrichten für den Standort Deutschland bleiben auch weiterhin rar gesät. Nicht
nur die chemisch-pharmazeutische Industrie, sondern die gesamte heimische
Wirtschaft leidet weiterhin unter der schleppenden Konjunktur und den
strukturellen Problemen. Trotzdem keimt nach der langen Dürrephase erste
Hoffnung auf. Seit Februar berichten einzelne Unternehmen von einer leicht
verbesserten Auftragslage - vor allem im Ausland. Dieses zarte Pflänzchen einer
wirtschaftlichen Erholung braucht jetzt Wasser, Dünger und viel Licht. Auch von
der Politik."

Denn trotz dieser vorsichtig positiven Signale ist aus Sicht des VCI noch keine
konjunkturelle Trendwende erkennbar. Die Lage auf den Energie- und
Rohstoffmärkten bleibt angespannt. Der anhaltende Auftragsmangel in Verbindung
mit den hohen Produktionskosten am Standort Deutschland belastet weiterhin die
Geschäfte.

Die wirtschaftlichen Zahlen im Überblick:

- Die Produktion ging im Vergleich zum Vorquartal um 2,3 Prozent zurück. Im
Vorjahresvergleich entsprach dies einem Minus von 4,3 Prozent. Die Kapazitäten
der Branche waren mit 77,2 Prozent nicht ausgelastet.
- Die Erzeugerpreise gingen im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent zurück.
Damit waren chemische und pharmazeutische Erzeugnisse 5,3 Prozent günstiger
als ein Jahr zuvor.
- Der Umsatz der Chemie- und Pharmaindustrie sank saisonbereinigt um 1 Prozent
auf insgesamt 51,3 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die
Verkaufserlöse um 11,9 Prozent.
- Die Zahl der Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie blieb
mit rund 477.000 Beschäftigten stabil.
- Betrachtet man das Gesamtjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr, ging die
Produktion um 7,9 Prozent zurück und der Umsatz sank um 12,2 Prozent auf
insgesamt 229,3 Mrd. Euro.
- Für das Gesamtjahr 2024 rechnet der VCI mit einer auf niedrigem Niveau
stagnierenden Produktion. Bei rückläufigen Preisen wird der Branchenumsatz in
diesem Jahr voraussichtlich um 3,5 Prozent sinken.

Der deutschen Wirtschaft macht nicht nur die schwache Konjunktur weiterhin zu
schaffen, sondern vor allem die Wettbewerbsnachteile am Standort Deutschland.
Und letztere werden im Aufschwung nicht von allein verschwinden. "Die deutsche
Wirtschaft braucht dringend ein Comeback. Dazu ist eine Kehrtwende in der
Wirtschaftspolitik nötig, die den Fokus auf Wachstum, Transformation und
Resilienz legt. Wir müssen an die Ursachen der Standortschwäche ran und nicht
deren Symptome mit viel Geld kurieren", sagt Wolfgang Große Entrup. Der Verband
fordert die Bundesregierung auf, den wirtschaftspolitischen Kompass neu
auszurichten. Sie muss mit ihrer Politik wieder berechenbar werden und zu ihren
Entscheidungen stehen. Unternehmen brauchen den Glauben an dauerhaft bezahlbare
Energiepreise, smarte Regulierung, vernünftige Unternehmenssteuern und Luft zum
Atmen bei Bürokratie und Genehmigungsverfahren.

Klarheit, Berechenbarkeit und Vertrauen sind auch auf europäischer Ebene
dringend erforderlich. Die Europawahl im Juni bietet gute Chancen für eine
Neujustierung. Für die kommende Legislaturperiode braucht es auch hier einen
neuen Politikstil: Die EU muss mehr fördern, Anreize schaffen, Freiräume lassen
- und insgesamt für ein Umfeld sorgen, in dem sich unsere Branche angemessen
entfalten kann. Einen Lichtblick gibt die Antwerpener Erklärung, die einen
10-Punkte-Plan für einen Industrial Deal umfasst, den Wirtschaft und Politik im
Februar gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Die notwendigen Strukturreformen
bedeuten einen immensen Kraftakt für alle Beteiligten. Aber nur ein
wirtschaftlich starkes Europa kann in einer zunehmend volatilen Welt auch
politische Stärke zeigen.

Gleiches gilt auch für Deutschland: "Veränderungen sind notwendig, um
Deutschland zurück zu alter Stärke zu führen", so Große Entrup. "Am Ende werden
alle davon profitieren: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir bewahren uns
als innovative und starke Branche auch in diesen schwierigen Zeiten die
Zuversicht und arbeiten mit ganzer Kraft am Comeback dieses Landes."

HINWEIS: Alle Unterlagen sowie den Quartalsbericht 4/2023 finden Sie auf unserer
Homepage https://www.vci.de

Der VCI und seine Fachverbände vertreten die Interessen von rund 1.900
Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaher
Wirtschaftszweige gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft,
der Wissenschaft und den Medien. 2022 setzten die Mitgliedsunternehmen des VCI
rund 260 Milliarden Euro um und beschäftigten knapp 550.000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter.

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